Nachdem ich 1993 mit meinem Vater eine Reise kreuz und quer durch die USA gemacht hatte, war meine Reiselust geweckt. Jedoch klapperte ich zunächst sämtliche Ziele in Europa ab. 2007 war es dann aber wieder so weit. Mit meinem (zum Glück ebenfalls sehr reiselustigen) Mann ging es über den großen Teich nach Florida. Weil es uns hier so extrem gut gefallen hat, ließen wir fortan Europa Europa sein und reisen (bis auf einen Ausrutscher 2009 nach Mallorca) jedes Jahr in die USA. Doch jetzt geht es erstmal mit uns in den Sunshine State...
Am 13.August kamen wir auf dem Flughafen in Miami an, nahmen unseren Mietwagen in Empfang und fuhren zu unserem Hotel am Ocean Drive. Für zwei Landeier wie uns, war die Fahrt durch die Großstadt Miami schon recht abenteuerlich (ohne unser Navi wären wir bestimmt immer noch am Flughafen...). Schließlich erreichten wir unser Hotel "RIU Florida Beach Resort" in Miami Beach. Zum Glück versagte die Karte beim wiederholten Versuch unsere Zimmertür zu öffnen, denn nachdem auch der Manager keinen Erfolg hatte und wir nun schon ziemlich lange warten mussten, bekamen wir ein anderes Zimmer zugewiesen. Schon auf dem Gang vermuteten wir hinter Zimmer Nr.1 nur eine kleine Nebenstraße, wohingegen Nr.2 ungefähr Richtung Meer liegen müsste. Und tatsächlich: Nicht nur ungefähr sondern perfekt konnten wir über die schöne Hotelanlage direkt auf das Meer gucken. Wer auch immer die Karte manipuliert hatte, ihm sei herzlich gedankt!
Da gab es jetzt natürlich kein Halten mehr! Der Strand sah so schön aus, dass wir uns schnell in unsere Badesachen warfen und ins Wasser wollten. Der Fahrstuhl brauchte ewig lange, doch irgendwann standen wir da: Am South Beach! Einige Stunden verbrachten wir hier mit Leute gucken, Muscheln sammeln und im warmen Wasser planschen. Besser konnte der Urlaub gar nicht beginnen!
Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem fantastischen Frühstück am riesigen Hotelbuffet zu Fuß auf den Weg in den Art Déco District. Über den Boardwalk, der direkt hinter dem Hotel am Strand verlief, marschierten wir Meter um Meter. Da es sehr schwül war, gaben wir jedoch recht bald auf. Wollte man in kurzer Zeit möglichst viel sehen, sollte man sich nicht auf die untrainierten Beine verlassen... So gingen wir wieder zurück, um unser Sightseeingprogramm mit dem Auto zu absolvieren. Unser erster Halt war der Ocean Drive (an dem peinlicherweise auch unser Hotel lag, doch muss ich zu unserer Verteidigung sagen, dass er wirlich laaang ist), wo wir die schönen Art Déco Gebäude bewunderten. 1993 blieb mir der schöne Anblick versagt, da dies damals noch eine verrufene Gegend war und kurz zuvor mehrere Touristen ermordet wurden. Nun war alles friedlich, freundlich und sehr gepflegt.
Danach fuhren wir in den Stadtteil Coconut Grove, wo wir ein wenig über den Coco Walk schlenderten. Hier gab es zahllose Geschäfte, wo ich mir nahezu im Vorbeigehen ein Kleid kaufen musste. Dann genehmigten wir uns noch einen leckeren Eiscafé bei "Starbucks" und verließen die einstige Hippiehochburg wieder.
Im Anschluss ging es über den Rickenbacker Causeway auf die vorgelagerte Insel Key Biscayne, von wo aus man eine hervorragende Sicht auf die Skyline Miamis haben sollte. Tja, das Glück war anscheinend schon für das Zimmer verbraucht, denn es zog sich dermaßen zu, dass von den Hochhäusern nichts zu sehen war. Auch die als schönsten an der südlichen Atlantikküste beworbenen Strände im Bill Baggs Cape Florida State Park kamen nicht wirklich zur Geltung. Selbst das 1825 errichtete und damit älteste erhaltene Gebäude Südfloridas, das Cape Florida Lighthouse, hob sich vor dem grauen Himmel kaum ab. Schade! Das einzige, was man noch gut erkennen konnte, war dieses Schild direkt neben dem Auto, wo ich mich (inspiriert durch den einsetzenden Regen) gerade in die Büsche schlagen wollte...
Kaum hatten wir Key Biscayne über die mautpflichtige Brücke wieder verlassen, klarte es auf. Toll! Jetzt fuhren wir aber auch nicht wieder zurück (vielleicht war der Causeway ja auch die Wettergrenze...?), sondern visierten das Vergnügungsviertel "Bayside Marketplace" an. Hier gab es viele Shops und Bars, sowie den ganzen Tag gute Livemusik auf der direkt an der Miamarina gelegenen Bühne. Vom Parkplatz am Biscayne Boulevard bot sich noch ein guter Blick auf den Freedom Tower. Da unsere Bäuche zu knurren begannen, kehrten wir noch im "Hard Rock Café" ein und ließen dann bei Cocktails und Musik den Tag am Hafen ausklingen.
Am 15.August standen wir schon früh auf, da wir heute einen Ausflug in die Everglades machen wollten. Wir fuhren auf dem Tamiami Trail durch die riesige Sumpflandschaft, bis wir uns direkt in der Miccosukee Indian Reservation befanden. Von hier aus starteten die Airboattouren, die ich damals an gleicher Stelle schon einmal mitgemacht hatte. Dieses besondere Erlebnis wollte ich meinem Mann nicht vorenthalten. In diesem Jahr war ich gut vorbereitet: Mussten wir uns 1993 noch dargereichtes Klopapier in die Ohren stopfen, hatten wir nun Ohrstöpsel als Lärmschutz dabei. Ich brauchte keine, da ich das ganze Jahr in der Schule verbringe und so einen Airboatpropeller gar nicht höre... Hui, machte das Spaß! Doch hatte ich immer Angst, dass wir irgendein Tier überfahren, doch ich vertraute der Erfahrung der Eingeborenen. Wir sahen einige Alligatoren, viele Vögel und keine Moskitos. Anscheinend war der Glücksvorrat wieder aufgefüllt!
Nach diesem ereignisreichen Tag in der Wildnis, entspannten wir abends noch ein wenig am Strand und aßen bei perfektem Service im Hotel.
Am 16. August fuhren wir in die größte
Shoppingmall der USA nach Sunrise bei Fort Lauderdale. In "Sawgrass Mills" gab es über 300 Geschäfte und 30 Restaurants. Hier"verbummelten" wir den halben Tag und das, ohne etwas zu kaufen! Ausschlaggebend für diesen Ausflug war das leider schlechte Wetter an diesem Tag, denn sonst wissen wir Besseres anzufangen, als durch Geschäfte zu laufen.
Im Anschluss fuhren wir dann nach Fort Lauderdale, wo uns der dichte Verkehr fast an den Rand der Verzweiflung trieb. In zweiter Reihe war kaum etwas zu sehen und Parken sowieso nicht möglich. Am Einkaufszentrum "Las Olas Riverfront" ergatterten wir schließlich einen Parkplatz, doch um von hier aus noch eine Bootsfahrt über die zahllosen Kanäle zu starten, war es nun schon zu spät. So fuhren wir zurück nach Miami, wo wir unseren letzten Abend mit einem Bummel über den schön beleuchteten Ocean Drive beschlossen.
Am 17.August fuhren wir über die herrliche Inselgruppe der Florida Keys nach Key West.
Die Sonne schien und ließ das Meer in den schönsten Farben leuchten. Auf Grassy Key hielten wir am Dolphin Research Center, wo man mit Delfinen schwimmen konnte. Der Preis verschlug uns die Sprache! Doch sollten wir das Vergnügen noch einmal kostenlos auf unserer Reise haben...
Insgesamt führen 42 Brücken über die Keys, doch ist die Seven Mile Bridge die bekannteste. Links und rechts nur pastellfarbenes Wasser, war die Fahrt schon ein Ereignis für sich. Am Eingang des Bahia Honda State Parks bot sich die Möglichkeit eines Fotostopps, der sonst wegen des Halteverbots an den Brücken nicht möglich war. Den traumhaften State Park nahmen wir 2012 genau unter die Lupe.
So herzlich wie in Key West wurden wir in einem Hotel noch nie begrüßt! Roman, die gute Seele des wunderschönen "Heron House Court", ließ uns uns sofort heimisch fühlen. Stets stand er uns mit Rat und Tat zur Seite und machte unseren Aufenthalt zu einem der schönsten, die wir je hatten. Das kleine Bed & Breakfast-Hotel lag inmitten der Altstadt in einem alten Key West-Haus. Das Zimmer war gemütlich, mit direktem Zugang zur umlaufenden Veranda und einer großen Terrasse über dem Pool. Schade, dass wir nur zwei Nächte hier verbringen würden.
Nachdem Roman uns viele Tipps und Wegbeschreibungen gegeben hatte, machten wir uns auf den Weg zu den Sehenswürdigkeiten dieses wunderschönen Ortes. Vorbei an farbenfrohen Häusern zog es uns zunächst auf die belebteste Straße dieser ältesten Stadt auf den Keys. In der Duval Street befindet sich auch das älteste Haus des Ortes.
Am Ende der Duval Street in Höhe des Mallory Square starten auch die Touren mit dem Conch Train. Wir können jedoch rückblickend sagen, dass man Key West durchaus zu Fuß oder noch besser mit dem Fahrrad erkunden kann. Dennoch ist so eine Hop-on-hop-off-Tour eine praktische Angelegenheit, da es an allen Sehenswürdigkeiten Haltestellen gibt.
Von der Duval Street lag "Captain Tony's Saloon" in Sichtweite. Diese Kneipe soll die älteste Bar in Florida sein und rühmt sich damit, dass der Schriftsteller Ernest Hemingway hier häufig einkehrte. Naja, leicht beduselt hat man ja auch die besten Schreibideen...
Die Duval Street führte uns schließlich zum Mallory Square, der "Zentrale" des touristischen Lebens in Key West. Hier legen die großen Kreuzfahrtschiffe an und es gibt entsprechend viele Souvenirshops. Kleinkünstler sorgen den ganzen Tag für Unterhaltung und der Blick aufs Meer kann ebenfalls dazu verleiten, die Zeit zu vergessen. Besonders ulkig sind die vielen Hühner, die einfach so durch die Geschäfte laufen.
Da durch die vielen Riffe vor den Florida Keys häufig Schiffe in Seenot gerieten, war die Haupteinnahmequelle der Menschen das legalisierte Ausplündern der Schiffe. Dieses sogenannte Wrecking ist durch Skulpturen und Museen weiterhin allgegenwärtig und nicht umsonst assoziiert man beim Gedanken an Key West, den Begriff "Piratennest". Wobei man den Einwohnern damit unrecht tut: Sie überfielen die Schiffe nicht, oder lockten sie extra auf die Riffe, sondern hatten das Recht auf die Beute als Gegenleistung für die Rettung der Besatzung.
Nachdem wir eine ganze Weile am Mallory Square verbracht hatten, besuchten wir das Hemingway House, in dem der Schriftsteller einige Jahre gelebt hat. Neben dem sehr schönen tropischen Garten sind die 6-zehigen Katzen die Hauptattraktion. Sie lümmeln hier überall rum, im integrierten Souvenirshop ist sogar ein Regal für Kater Willie reserviert. Man sollte den Schildern, die das Hochheben der Katzen untersagen, jedoch Folge leisten: Ein Mann wurde gegenüber dem dicken Roten vor dem Ventilator etwas zudringlich und hat nun eine Souvenirnarbe an der Hand. Das hätte ich dem trägen Pelzträger nun auch nicht zugetraut...
Direkt gegenüber des Hemingway Hauses befindet sich das 1847 erbaute Key West Lighthouse. Wir begnügten uns mit einem Blick von unten, obwohl man es auch besichtigen und den 26m hohen Leuchtturm hinaufsteigen kann.
--> Das taten wir dann 2015!
Dann gingen wir die Whitehead Street weiter hinunter, bis wir schon von Weitem die lange Schlange vor dem beliebtesten Besuchspunkt erblickten. Alle wollten sich vor der Boje am Southernmost Point of Continental USA fotografieren lassen. Von hier aus sind es nur noch 145km bis Kuba. Damit befindet sich Key West viel näher an der Karibikinsel als an Miami, das rund 250km entfernt liegt. Auch wir machten natürlich das obligatorische Foto.
Danach zog es uns wieder in die entgegengesetzte Richtung zum alten Hafen. Auf unserem Weg kamen wir an "Kermit's Key Lime Shoppe" vorbei, wo alle Produkte aus den (vorwiegend auf den Torch Keys wachsenden) Key Limes (besonders saftigen grünen Limonen) hergestellt wurden. Der Besitzer Kermit stand mit einem künstlichen Kuchen vor seinem Laden und tat so, als würde man gleich die Torte ins Gesicht bekommen. Wir ließen uns nicht schrecken und betraten das Geschäft, wo es natürlich auch den berühmten Key Lime Pie gab. Den mussten wir probieren. Er war ganz lecker, aber keine neue Leibspeise.
Nach dieser kleinen Stärkung spazierten wir noch durch den alten Hafen, wo es viele einladende Fischrestaurants und die obligatorischen Schwamm- und Muschelläden gab. Obwohl Key West nicht groß ist, hatten wir an diesem Tag viele Kilometer abgelaufen und waren entsprechend müde, weshalb wir schon bald zum Hotel zurückkehrten.
Müde hin oder her mussten wir, nachdem wir uns frisch gemacht hatten, unbedingt in die bekannteste Kneipe Floridas. Das "Sloppy Joe's" liegt an der Duval Street und bietet den ganzen Tag beste Livemusik. Es darf getrunken und geraucht werden und das Essen war echt lecker. Bis spät in die Nacht saßen wir hier und konnten Hemingway (dessen Lieblingsbar es gewesen sein soll) nur zu gut verstehen.
Am 18.August war uns mal wieder nach Strand und so fuhren wir zum Fort Zachary Taylor Beach im gleichnamigen State Park im südwestlichen Teil der Insel. Die Zufahrt erfolgte über US-Navy Gelände, was zunächst nicht vermuten ließ, dass sich uns kurz dahinter so ein wunderschöner Anblick bieten würde. Zum Baden war dieser Strand jedoch nur bedingt geeignet, da viele Steine und Korallensplitter auf dem Grund des seichten Wassers lagen, weshalb Badeschuhe von Nutzen gewesen wären.
Nach unserem Ausflug an den Strand zog es uns am Abend wieder zum Mallory Square, wo wir die allabendliche Sunset Celebration erleben wollten. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommt die halbe Stadt hier zusammen, um die Sonne im Meer versinken zu sehen. Entsprechend voll war der Platz um diese Zeit. Feuerschlucker, Musiker und Dominic der Katzenmann unterhielten die Massen. Wir ergatterten dennoch sogar einen Platz auf den Stufen direkt am Pier.
So wie der Key Lime Pie eine typische Spezialiät der Insel ist, musste man auch die Conch Fritters probieren. Dabei handelt es sich um frittierte Seeschnecken, die uns jedoch sowohl was Konsistenz als auch Geschmack angeht, nicht zusagten. Naja, wenigstens können wir seitdem auch unseren Senf dazugeben... Und dann war es endlich soweit: Die Sonne färbte den Himmel rot und versank langsam im warmen Meer. Als dieses Naturschauspiel vollbracht war, ertönte ein lautes Tuten aus einer großen Muschel (Pink Conch) und Beifall brauste auf. Ach, war das ein schöner Abend!
Ausgerechnet am 19.August (mein Geburtstag und unser Hochzeitstag) lag die längste Fahrtstrecke unserer Reise vor uns. Denn heute sollte es nach Fort Myers Beach am Golf von Mexico gehen. Der Abschied von Key West fiel schwer, doch es half ja nichts: Das Hotel auf der anderen Seite Floridas war vorgebucht (sonst wären wir vielleicht sogar noch geblieben). Als wir das Festland wieder erreicht hatten, ging es auf dem Tamiami Trail mitten durch die Everglades an die Westküste des Sunshine States. Dabei kamen wir in der Big Cypress National Preserve (wo es noch wilde Florida Panther gibt) am kleinsten Postamt der USA in Ochopee vorbei. Leider hatte es geschlossen, sonst hätte ich mir selbst eine Geburtstagskarte geschickt, nur um den Poststempel zu haben.
Die erste Ortschaft, die wir anfuhren war Naples, wo es uns zum Fishing Pier zog. Von hier aus hatte man eine schöne Sicht auf den weißen Strand und die schicken Villen. Wir genossen noch ein wenig die schöne Aussicht und die leichte warme Brise auf dem Pier, dann gingen wir zu unserem Auto zurück. Nachdem wir uns zur Feier des Tages noch einen dicken Burger gönnten, setzten wir unsere Fahrt fort.
Erst am Abend erreichten wir unser Hotel "Sanibel Harbour Resort & Spa" auf einer privaten Halbinsel mit Blick auf Sanibel Island. Das Zimmer war sehr schön und auch hier hatten wir von unserem Balkon aus eine fantastische Sicht auf die Anlage und das Meer. Da gerade die amerikanischen Sommerferien zu Ende waren, war die gesamte Anlage sehr leer, so dass wir sogar den großen Pool ganz für uns alleine hatten. Wir haben uns auch hier sehr wohl gefühlt, vermissten jedoch die familiäre, herzliche Atmosphäre des "Heron House Court".
Die Hotelanlage war aber wirklich wunderschön. Ein Pier ragte ins Meer und viele Vögel gab es zu sehen. Das beeindruckendste Erlebnis war jedoch, als ich abends auf dem Holzsteg stand und sich plötzlich etwas großes Graues aus dem Wasser erhob und direkt neben mir in die Luft sprang. Zunächst erschreckte ich mich furchtbar, doch dann sah ich, dass es doch tatsächlich ein Delfin war, der fröhlich seine Bahnen zog. Und es sollte nicht nur bei dem einen bleiben. Noch lange blieb ich auf dem Pier sitzen und beobachtete Flipper und seine Freunde. Na, wo hat man sonst solche Geburtstagsgratulanten...?
Am nächsten Morgen bestellten wir uns ein sündhaft teures und dafür sehr mageres Frühstück aufs Zimmer, das wir dann auf dem Balkon verzehrten. Wir hätten durchaus den ganzen Tag auf dem Balkon verbringen mögen, denn von hier aus sahen wir einer Delfinfamilie beim Schwimmen zu. Doch wir hatten einen Ausflug auf die gegenüberliegende Insel Sanibel Island geplant. Über den mautpflichtigen Sanibel Causeway erreichten wir die Muschelinsel. Unser Ziel war der Traumstrand "Bowman's Beach", der komplett von Muscheln übersät war. Das Wasser war türkis und ganz warm. Wir verbrachten den ganzen Tag an diesem herrlichen Ort, stets begleitet von einer etwas lästigen Möwe, die meinem Mann nicht von der Seite wich und ihn sogar noch im Wasser bewachte (nur weil wir ihr etwas von einem Bagel abgegeben hatten). Als wir nach einem perfekten Tag den Strand verließen hatten wir einen gehörigen Sonnenbrand und Nackenschmerzen vom fast zwanghaften Muschelsammeln. Aber das war es wert!!!
Kurz vor Verlassen der Muschelinsel stoppten wir noch am Lighthouse Beach, der durch das angespülte Treibholz zwar auch reizvoll war, aber mit Bowman's Beach nicht konkurrieren konnte.
Am Abend saßen wir noch lange mit einem Drink am Pier und erfreuten uns an den Tieren und der untergehenden Sonne. Ein Pelikan leistete uns dabei Gesellschaft und in der Bucht vor uns zogen die Delfine ihre Bahnen. Es war sehr leise, so dass man sie im Wasser planschen hören konnte. Uns von diesem Naturschauspiel zu trennen, fiel äußerst schwer, doch schlafen konnten wir hier draußen ja auch nicht. Viel zu schnell war wieder ein wunderschöner Tag vergangen!
Am 21.August mussten wir uns wohl oder übel vom Anblick der Delfine trennen und unser nächstes Ziel ansteuern. Es sollte nach St.Petersburg Beach gehen, doch zuvor wollten wir uns noch ein Bisschen bilden. In Fort Myers am McGregor Boulevard besuchten wir die Edison & Ford Winter Estates am Caloosahatchee River. 1886 ließ sich der Elektrotechniker und Erfinder Thomas Edison hier die Seminole Lodge als Winterwohnsitz bauen. Hier konnte man sowohl sein Wohnhaus als auch ein Chemielabor und ein Museum besichtigen. Seinem Freund, dem Autotycoon Henry Ford, gefiel es hier bei einem Besuch so gut, dass er sich gleich nebenan 1916 ein eigenes Haus bauen ließ, das man auch anschauen konnte. Der Besuch war durchaus lohnend und interessant. Ich lernte dabei nicht nur etwas über die Erfindung von Glühbirne, Grammophon und Filmkamera, sondern auch, dass Mangos an Bäumen wachsen...
Am Nachmittag erreichten wir über die imposante Sunshine Skyway Bridge, die auf 6,6km Länge 59m hoch über dem Wasser die Tampa Bay überspannt, St.Petersburg Beach, wo wir im Strandhotel "Sirata Inn" übernachteten. Das Hotel lag direkt am warmen Golf von Mexiko, wo wir den ganzen Rest vom Tage in einer lustigen "Strandmuschel" mit integrierter Liege verbrachten. Das Meer war herrlich warm, so dass wir gar nicht mehr hinauswollten. Bis plötzlich nur 20m neben uns im seichten Wasser Aufruhr herrschte: Ein Stachelrochen hatte einem Mann in den Fuß gestochen. Schnell waren Ersthelfer mit Eiswasser vor Ort, um die Blutung zu stillen und dem vermeintlichen Gift entgegenzuwirken. Dann kam auch noch ein Rettungswagen. Nein, wir mochten nun nicht mehr im Meer baden, schließlich hätte es genauso gut uns treffen können.
So verließen wir den Strand schon recht bald wieder, denn nur zum Rumsitzen war es zu heiß, und fuhren ein wenig durch die Gegend. Über fünf durch Straßen miteinander verbundene Inseln ereichten
wir schließlich den Fort de Soto Park auf Mullet Key, wo sich ein Traumstrand auftat. Aber nein, für heute hatten wir genug von seichtem Wasser...
St.Petersburg Beach ist durch den 35km langen Gulf Boulevard mit Clearwater Beach verbunden, was uns dazu veranlasste, den Abend am dortigen Pier 60 zu verbringen. Jeden Tag zum Sonnenuntergang wird die 320m lange Pier zum Treffpunkt von Einheimischen und Touristen. Von hier hatten wir einen herrlichen Blick auf den schönen Strand, doch bei einem Blick ins Wasser unter dem Pier wischte ich den Gedanken, dass man ja doch nochmal in den Golf von Mexico springen könnte, schnell wieder weg: Da schwamm doch tatsächlich ein Hai! Jetzt reichte es mir aber und ich war tatsächlich froh, dass nun kein Badetag mehr auf dem Programm stand. Wir schlenderten noch ein wenig umher. Dann aßen wir in einem sehr urigen Strandlokal eine ordentliche Portion Fisch und traten kurz darauf die Rückfahrt nach St.Pete an.
Am 22.August besuchten wir das von griechischen Einwanderern gegründete Küstenstädtchen Tarpon Springs. Hauptgrund für die Einwanderung der Griechen waren die großen Schwammbänke vor der Küste, die seit 1890 kommerziell abgeerntet wurden. So führt ein Spaziergang durch den Downtown Historic District zwangsläufig zu den Schwammtaucherdocks am Dodecanese Boulevard. Durch ihre heute traditionellen Taucheranzüge revolutionierten die Griechen das Schwammtauchen und machten Tarpon Springs zur "Schwamm-Hauptstadt" Floridas.
Nachdem wir das "Griechenland" Amerikas wieder verlassen hatten (und zwar ohne einen Schwamm zu kaufen!), kauften wir noch in einem großen Supermarkt für den Abend ein. Praktischerweise hatten wir eine Küchenzeile in unserem geräumigen Zimmer, so dass wir uns auch selber etwas Warmes zubereiten konnten. Doch versucht man so etwas ja im Urlaub eigentlich zu vermeiden... Ein Abendessen auf dem Balkon mit seitlichem Meerblick hatte aber auch mal was. Danach machten wir noch einen Verdauungsspaziergang am Strand. Die Abendluft war angenehm frisch und doch warm, so dass wir gar nicht merkten, dass wir geschlagene zwei Stunden einfach nur spazierten. Mit den Füßen im Wasser ist das aber auch nur ein Vergnügen!
Am nächsten Morgen verließen wir St.Pete Beach schon früh, da wir vor dem Einchecken in unserem Hotel in Orlando noch die Cape Canaveral Air Force Station besuchen wollten, von wo aus 1969 die ersten Menschen zum Mond flogen. Hierfür mussten wir von der Westküste Floridas an die Ostküste fahren. Das NASA-Gelände war gar nicht so leicht zu finden, da es einige Kilometer westlich von Cape Canaveral auf Merritt Island liegt. Das NASA-Gelände ist nur im Rahmen einer Kennedy Space Center Tour mit dem Bus zugänglich. Die Fahrt führte über die Startrampen der Space Shuttles, vorbei am riesigen Vehicle Assembly Building (einer der größten Hallen der Welt) und dem International Space Station Center zum Apollo/Saturn V Center, wo sich neben anderen Exponaten eine 111m lange, originale Saturn-V-Rakete befindet. Im imposanten Rocket Garden sind alle wichtigen Modelle zu sehen. Überdies wurde noch ein simulierter Raketenstart im Koordinationszentrum geboten. 1993 hätte ich tatsächlich einen richtigen Raketenstart von unserem Hotel in Orlando aus beobachten können. Aber hätte hätte, lag tatsächlich im Bette...
Erst gegen Abend checkten wir dann in unserem Hotel "Crowne Plaza Universal" in Orlando ein, einem sehr schönen Hotel jedoch ohne Balkon. Konnten wir sonst immer einfach an die frische Luft treten, fühlte ich mich hier doch ziemlich eingesperrt. Aber wir wollten in diesem luxuriösen Ambiente ja nur schlafen. Als uns nach einem Nudelgericht dünkte, das dieses Mal nicht ein kulinarischer Hochgenuss à la Mac&Cheese sein sollte, gaben wir "italienisches Restaurant" ins Navi ein. Das Gerät lotste uns doch allen Ernstes zu einem "PizzaHut". Aber hier gab es tatsächlich Tischdecken und Platzzuweiser. Chic chic und echt lecker. Danach ging es direkt ins Bett, denn am nächsten Tag hatten wir wieder viel vor.
Am 24.August standen die 1991 eröffneten Universal Studios Florida auf dem Programm. Zunächst flanierten wir über den eintrittsfreien City Walk, von wo aus es schließlich in die Themenparks "Islands of Adventure" und "Universal Studios" geht. Ein Tagesticket für den Besuch beider Parks kostete stolze $90. Natürlich besuchten wir trotzdem beide Parks. Hauptattraktionen sind naürlich immer die spektakulären Rides, doch wird auch drumherum viel geboten, was mein Glück war, denn ich gehe nirgends rein, wo mir schlecht werden könnte. Das bescherte meinem Mann wiederum einen Vorteil, da er sich in die Schlange der "single riders" einreihen konnte und so stets gut 45min Wartezeit sparen konnte. Er war von den Rides völlig begeistert, wobei einige selbst ihn fast an seine Grenzen brachten... Mir gefiel besonders das liebevoll gestaltete "Seuss Landing" im "Islands of Adventure". In der ebenfalls tollen Comickulisse der "Toon Lagoon" machte uns leider das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung. So ein heftiges Gewitter hatten wir noch nie erlebt! Über eine Stunde mussten wir im "Jurassic Park River Adventure" verbringen, wo es rappeldicke voll war, da in diesem Gebäude scheinbar alle Parkbesucher Schutz suchten. Als das Gewitter nachließ und es nur noch regnete, liefen wir durch den Regen zum Ausgang, denn im Park konnte man nun nichts mehr beschicken.
Hier seht ihr nochmal die Toon Lagoon landunter. So spät wie es auf den Bildern aussieht, war es noch gar nicht, aber durch die dicken, dunkelgrauen Wolken drang kein Licht mehr durch. Schade, dass unser Besuch ein so abruptes Ende fand, doch es sollten noch weitere Parks folgen.
Am 25.August stand der Klassiker der Themenparks auf unserer To-do-Liste: Das bereits am 01.10.1971 eröffnete Magic Kingdom. Es besteht aus sieben Bereichen, die alle irgendwo ineinander übergehen. Als wir dieses Wunderland betraten, war es noch ungewöhnlich ruhig auf der Main Street, von der aus wir zuerst Fantasyland betraten. In der Winnie Pooh-Bahn, in der wir als einzige Erwachsene ohne Kleinkind mitfuhren, gewannen wir einen der begehrten Fast Passes (Sorry, Kinder...). Mit diesem Pass kann man ohne Wartezeit an allen anderen vorbei, in die Rides einsteigen. Welch Privileg! Entsprechend überschwänglich gratulierten uns die Parkangestellten. Wo wir schon voll im Kleinkindmodus waren, nahmen wir gleich noch "Peter Pan's Flight" über das nächtliche London mit. Durch unseren Fast Pass verloren wir dadurch ja keine Zeit. In der besten Geisterbahn der Welt "The Haunted Mansion" am Liberty Square schmunzelten wir über lustige Geister, die plötzlich mit in unserem Wagen saßen. Danach schlenderten wir noch ein wenig um das wunderschöne Cinderella-Schloss herum, bis wir schließlich im Frontierland ankamen.
Im Frontierland ist der Wilde Westen das Hauptthema. Wir besuchten das "Country Bear Jamboree", wo dicke Bären in einem einem Saloon nachempfundenen Theater musizierten und tanzten. das war total niedlich! Mein Mann fuhr mit der "Big Thunder Mountain Railroad" und sauste anschließend in einem ausgehöhlten Baumstamm den "Splash Mountain" hinunter. Jaja, das war was für Kinder...!
Im angrenzenden Adventureland fuhr auch ich dann mal in einer Bahn mit, die als bester Ride im ganzen Park gilt: Die Bootstour "Pirates of the Carribean", wo man in karibischer Nacht Zeuge von Piratenüberfällen und Saufgelagen wird. Alles perfekt inszeniert und mit mitreißender Musik unterlegt, auch Kapitän Jack Sparrows trifft man hier. Da ich 1993 schon mal mitgefahren war, wusste ich, dass mir (bzw. meinem Magen) hier nichts Schlimmes passieren konnte.
Zum krönenden Abschluss erreichten wir Toontown, wo wir ganz frech einfach durch Minnies rosa Häuschen liefen. Hier war alles so liebevoll eingerichtet, dass wir gar nicht wussten, wo wir zuerst hinsehen sollten. Mein Mann interessierte sich natürlich am meisten für Mickey's Garage, die jedoch ganz schön zugerumpelt war. Zwar ist Toontown hier im Gegensatz zu dem in Kalifornien nur ein recht kleiner Bereich, doch ist es für mich der wichtigste Teil in Disney World, da doch hier die Hauptpersonen wohnen... So besuchten wir das rosane Haus von Minnie Mouse und bewunderten die Tomaten und Kürbisse in Mickeys Garten. Wenn eines der Häuser mal zum Verkauf stünde: Wir wären interessiert...
Dann zogen wir am Tomorrowland vorbei zurück zur Main Street, um uns einen guten Platz für die angekündigte Parade zu sichern. Da wir früh da waren und es sehr heiß war, konnten wir direkt am Paradeweg mit dem Cinderella-Schloss im Hintergrund einen hervorragenden Beobachtungsposten ergattern. Es war so heiß, dass kleine Ventilatoren verkauft wurden, doch wir waren hartgesotten und verteidigten unseren Platz in der prallen Sonne. Der Blick war es wert!
Und dann, nach langem Warten in der brütenden Hitze, ging die nachmittägliche Parade endlich los. Mickey, Donald und all die anderen Figuren gaben sich die Ehre und schwitzten wahrscheinlich noch viel mehr als wir. Aber es war wie immer bei Disney kitschig schön. Das lange Warten hatte sich vollends gelohnt.
Der Name dieses erst 1982 eröffneten Themenparks, den wir mit unserem Park Hopper-Ticket am 26.August besuchten, steht für Experimental prototype community of tommorow und hat im Gegensatz zu den anderen Disneyparks sogar einen bildenden Anspruch. So geht es im vorderen Teil des Parks um Technologie und Fortschritt. Da durfte natürlich der Professor der Muppets mit dem armen Beaker nicht fehlen. Leider waren große Teile dieser Future World gesperrt, da umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen wurden.
So blieb uns nur der Bereich "World Showcase", in dem sich um einen großen See herum elf Länder präsentieren. (Es ist also so etwas wie eine permanente Expo.) Alles war recht nett, wenn auch natürlich sehr stereotyp dargestellt. So war Deutschland eben wieder nur Bayern...
Gegen Abend verdunkelte sich der Himmel extrem und binnen weniger Minuten brach ein starkes Gewitter los. Um die 55m hohe Erdkugel "Spaceship Earth" zuckten die Blitze. Es sah fantastisch und bedrohlich zugleich aus. Gerne hätte ich dieses Schauspiel fotografiert, doch da alle um mich herum (einschließlich meines Mannes) Richtung Ausgang rannten, hatte ich nicht die nötige Muße, den geeigneten Moment abzupassen. Schade! Auch verpassten wir wegen des schlimmen Unwetters das Spektakel Illumi-Nations, sowie das allabendliche Feuerwerk hinter dem Cinderella Castle im Magic Kingdom.
Unseren letzten Tag in Florida verbrachten wir in den Disney-MGM-Studios, die uns auch sehr gut gefielen. Wir schlenderten erst über den palmengesäumten Hollywood Boulevard, dann über den Sunset Boulevard mit seinen zahllosen Souvenirgeschäften. Die Sonne schien es an diesem Tag wieder gut mit uns zu meinen. Meiner Ansicht nach ein Bisschen zu gut, denn beim langen Warten auf die Studios Backlot Tour bekam ich plötzlich furchtbare Kopfschmerzen. Doch gab es weder ein Zurück aus der Schlange, noch eine schattige Sitzmöglichkeit. Was habe ich gelitten... Mit dem Schädel bin ich dann sogar noch durch den explodierenden Catastrophe Canyon gefahren. Danach musste ich mich erstmal auf eine Bank legen (etwas peinlich, aber es hat gutgetan). Zum Glück beruhigte sich mein Kopf wieder etwas, aber so richtig viel los war mit mir nicht mehr.
Als wir jedoch bei den Muppets vorbeikamen, kratzte ich noch einmal meine letzten Energien zusammen. Wenn man schonmal vor Piggy's Garderobe stehen kann, darf man nicht jammern. Für die Muppets 3D-Show reichte es dann aber doch nicht mehr, obwohl mein Mann sie so gerne gesehen hätte. (Im folgenden Jahr in Los Angeles sahen wir uns diese süße Show dann doch noch an.) Relativ früh kehrten wir schließlich ins Hotel zurück. Doch mussten wir ja auch noch packen und den Kopf kurieren.
Am 27.August war unser schöner Urlaub dann schon wieder vorbei. Dem Kopf ging es wieder gut, aber das Herz war schwer. 2012 machten wir wieder eine Floridareise, wo wir die Orte, an denen es uns so gut gefiel länger besuchten. Auch Roman haben wir wieder getroffen. Man sieht sich eben immer zweimal im Leben und so kommen wir bestimmt auch bald wieder zu unseren Delfinen, Pelikanen und Disneyfiguren zurück.