Am 06.April 2025 machten wir uns mitten in der Nacht auf den Weg nach Hamburg, von wo aus wir mit der portugiesischen Fluggesellschaft TAP nach Lissabon flogen. Fast wäre aus unserem Städtetrip nichts geworden, da die Ohren unserer Tochter seit Wochen Probleme machten. Da es kurz vor Abflug Entwarnung gab, wagten wir das Abenteuer und setzten uns ins Flugzeug. Und siehe da: Ich hatte die viel schlimmeren Ohrenschmerzen...! Und dann nieselte es auch noch, als wir in Portugals Hauptstadt ankamen. Unsere Freunde Diogo und Maria holten uns vom Flughafen ab und fuhren mit uns schon einmal die Hauptsehenswürdigkeiten ab. Dann nahmen wir im Café "A Brasileira" im Chiado-Viertel einen kleinen Snack zu uns. Das Café, das als Geburtsort des portugiesischen Espresso "Bica" gilt, wurde in der Belle Epoque zunehmend Treffpunkt der Intellektuellen, weshalb auch eine Statue des Dichters und Schriftstellers Fernando Pessoa vor dem Café in der Rua Garrett steht. Leider war unsere Tochter völlig übermüdet und entsprechend unleidlich, so dass unser Freund Diogo uns einen früheren Check-in verschaffte und uns zum Hotel fuhr. Jedoch nicht ohne uns ein paar Pastéis de Nata aus der Konditorei "Manteigaria" zu besorgen, die wir schließlich im Hotel genossen.
Unser Hotel lag mitten im schönen Altstadtviertel Alfama, wo Parken ein echtes Problem darstellt, fußläufig aber alles wunderbar erreichbar ist. Alfama ist das ursprünglichste Viertel Lissabons und überstand dank seines felsigen Untergrunds als einziges das verheerende Erdbeben von 1755. Unser Zimmer war ein Superior Studio mit einem französischen Balkon mit Blick auf den Tejo und die enge Rua dos Cegos. Mit Kitchenette, Sitzmöglichkeiten, Schreibtisch und Hygieneartikeln bot das Zimmer sämtliche Annehmlichkeiten; sogar Wein und Wasser standen gratis bereit. Auch das Frühstück war sehr lecker und recht umfangreich! Beste Voraussetzungen für ein paar schöne Tage also!
Nach einer kurzen Pause im Zimmer war das Kind wieder fit, der Himmel blau und die Sonne strahlte vom Himmel. Nun stand einem ersten Erkundungsspaziergang nichts mehr im Wege. Unser erster Stopp war der nahe gelegene Miradouro das Portas do Sol, von wo dem aus man über die Gassen der Altstadt auf den Tejo blickt. Rechter Hand sieht man Kirche und Kloster Sao Vicente de Fora. Hier trafen sich Skateboarder und unsere Tochter sauste mit ihrem Klapproller über die glatten Fliesen des Aussichtspunkts. Das war schonmal ein wunderschöner erster Stopp, doch sollten noch einige folgen!
Unser nächster Stopp war der noch schönere Miradouro de Santa Luzia an der gleichnamigen Kirche mit den beiden historischen Kachelpaneelen an der Kirchenwand. Auch die Mauern des Miradouro unter der Pergola sind mit blau-weißen Azulejo-Kacheln verkleidet. Von hier erblickt man die markante Kirche Santo Estevao und die Kuppel des Nationalen Pantheons. An diesem Aussichtspunkt waren stets Künstler, die ihre Werke zum Kauf anboten, sowie wirklich gute Straßenmusiker. Über eine kleine Treppe gelangt man zur unteren Terrasse mit einem Wasserbecken und weiteren Sitzmöglichkeiten. Und nur wenige Schritte weiter folgte dann das absolute Alfama-Highlight unserer Tochter...!
Gleich nach dem Aussichtspunkt folgte dann der heißgeliebte Kletterbaum unserer Tochter, dem wir täglich einen Besuch abstatten mussten. Der knorrige Ombubaum bot aber auch beste Klettermöglichkeiten und unsere Tochter konnte sich kaum von ihm trennen und verdarb dadurch so manchem baumbegeisterten Touristen das perfekte Foto... Am Ombubaum vorbei ging es dann immer weiter hinab auf den rutschigen, unebenen und sehr schmalen Fußwegen der Alfama Richtung Kathedrale. Festes, trittsicheres Schuhwerk ist hier zwingend erforderlich, will man nicht vor eine Tram, ein TukTuk oder einen Sightseeing-Oldtimer purzeln, die hier die Touristen durch die Gegend fahren. Die historischen Remodelado-Bahnen sind die charakteristisch gelben Straßenbahnen, die vor allem jene Bereiche der Stadt erschließen, die von der Metro nicht erreicht werden, bzw. die viel zu schmale Straßen für Busse haben. Die schönste Route bedient dabei die Linie 28E, die durch Alfama führt. Allerdings ist es aufgrund ihrer Beliebtheit äußerst schwierig, einen Sitzplatz zu bekommen. Macht es Richtung Fluss mächtig Spaß durch die Gassen zu laufen, ist es Richtung Burg äußerst anstrengend, denn die Straßen sind wirklich steil. Zwischendurch kann man immer wieder einen Blick auf den Tejo erhaschen und rückt auch noch die rote Brücke des 25.April in den Blick, fühlt man sich sehr an San Francisco erinnert. Hier ein paar Eindrücke aus Alfama:
Typisch für Alfama ist die melancholische Fado Musik, deren Lieder traditionell von einer Frau gesungen werden, die von einer klassischen portugiesischen Gitarre begleitet wird. Ursprünglich sind Fado-Lieder die Lieder der Frauen der Seefahrer, die sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer Männer warteten. In Alfama gibt es entsprechend viele Fado-Restaurants. Direkt vor unserem Hotel schuf der portugiesische Street-Art-Künstler Vhils ein figürliches Bodenmosaik aus hellen und dunklen Pflastersteinen, dass die berühmte Fado-Sängerin Amália Rodrigues zeigt.
Das beeindruckende Castelo de Sao Jorge ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Lissabons und ein großer Abenteuerspielplatz für Kinder. Da es nur 500m von unserem Hotel entfernt war, konnten wir die Anlage und die sich von hier oben bietenden herrlichen Ausblicke noch vor den Touristenströmen genießen. So bot sich von der Praca d'Armas ein herrlicher Blick über die Altstadt und die Tejo-Mündung samt Brücke des 25.April und Cristo Rei-Statue auf der gegenüberliegenden Seite. Unsere Tochter kletterte hier auf den Kanonen herum, bevor uns das Gekreisch der überall herumsitzenden Pfauen zum Paco da Alcacova lockte. Nachdem wir auch noch die mächtigen Befestigungsmauern erklommen hatten, genossen wir unter schattenspendenden Bäumen ein Eis und traten (vorbei an der nun wahnsinnig langen Schlange am Eingangsbereich, wo wir unseren Roller wieder abholten, den ein supernetter Polizist verwahrt hatte) den Rückweg an. Am Nachmittag hatten wir nämlich auch noch viel Schönes vor...
Der Torre de Belém ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten Lissabons und entstand zwischen 1514 und 1520 im Auftrag König Manuels I., als Portugal eine weltweit führende Seemacht war. Der 35m hohe Turm begrüßt die ankommenden Schiffe an der Hafeneinfahrt. Hier trafen wir uns am Nachmittag mit unseren Freunden. Auf der Uferpromenade konnten die Kinder prima mit Roller und Fahrrad flitzen. Der kleine Strand vor dem Turm war leider wenig fotogen, da ein Sturm reichlich Treibgut angeschwemmt hatte.
Vom Torre de Belém ging es entlang des Tejo-Ufers zum Denkmal der Entdecker, das 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer errichtet wurde. Auf dem Denkmal finden sich 33 Persönlichkeiten der portugiesischen Geschichte, wie z.B. Vasco da Gama. Auf der Windrose aus Mosaiksteinen vor dem Monument ließ es sich ebenfalls herrlich rollern. Sie zeigt die Seerouten der Seefahrer und war ein Geschenk von Südafrika an Portugal.
Um zum Praça do Império zu gelangen mussten wir per Fußgängerunterführung Bahngleise und Straße überwinden. Dann spielten die Kinder erstmal auf der Wiese des Jardim da Praça do Império. Diese wunderschöne Anlage wurde zu Ehren des portugiesischen Kolonialreichs zur Ausstellung der portugiesischen Welt im Jahr 1940 entwickelt. Der zentrale Springbrunnen Fonte Monumental hat einen Durchmesser von fast 30 Metern, "sprang" aber nicht, so dass die Kinder schön darin herumwaten konnten. und im Hintergrund erhob sich das imposante Mosteiro dos Jerónimos. Es war wunderschön in der Parkanlage, doch mussten wir irgendwann alle mal Pipi und machten uns auf in ein nahegelegenes Café.
Quasi direkt neben dem Hieronymus Kloster befindet sich das Café, das die berühmten Pastéis de Belém herstellt und verkauft. Diese köstlichen Vanilletörtchen kommen nämlich genau von hier aus Belém und wurden von den Mönchen des Klosters verkauft, um Geld zu sammeln. In ganz Portugal fanden sie dann Verbreitung unter dem Namen Pastéis de Nata, doch stammen die Originaltörtchen eben genau von hier. Und auch die anderen Backwaren waren übrigens sehr lecker! Die Kinder warfen noch einen Blick in die Backstube, bevor wir wieder Richtung Hotel aufbrachen! Das war wieder ein super gelungener Tag!
Am 08.April ging es natürlich nach dem Frühstück nochmal durch die Alfama zum Kletterbaum, bevor wir uns schließlich gegen Mittag mit Uber auf den Weg an die Costa da Caparica auf der Halbinsel Setúbal machten, wo unsere Freunde wohnten. Hierfür überquerten wir den Tejo auf der 3,2km langen Ponte 25 de Abril, die uns sehr an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnerte. Kein Wunder, wurde die Brücke doch 1962 von der American Bridge Company gebaut. Auf der Halbinsel passierten wir die Cristo Rei-Statue, die wiederum von der Jesusstatue in Rio de Janeiro inspiriert wurde (und abends lila-Weiß beleuchtet ist!). Zunächst gab es ein köstliches portugiesisches Essen in der "Sunrise-Bar" direkt am Atlantik, dann gab es für die Kinder kein Halten mehr und wir gingen schonmal an den Strand, wo allerdings ein sehr starker Wellengang herrschte und auch die Strömungen nicht zu unterschätzen waren, was ein Surfer an diesem Tag sogar mit dem Leben bezahlte. Zum Glück hatten wir aber die ärmsten Tage des Monats erwischt, so dass es nicht schlimm war, dass die Kinder von den Wellen nass wurden. Letztlich flitzten sie nackig am Strand entlang und hatten riesigen Spaß. Abends waren wir noch zu Gast in den Torre das Argolas und kamen erst spät wieder in unserem Hotel an!
Nach dem tollen Strandtag war am 09.April mal wieder Sightseeing in der Stadt angesagt. So zog es uns gleich nach dem Frühstück zu Fuß von der Alfama nach Baixa, wo wir zunächst den ehemaligen Schlossplatz besuchten. Vor dem verheerenden Erdbeben von 1755 stand hier nämlich der alte Königspalast der jedoch vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Stattdessen säumen nun lange Arkadengänge den großen Platz mit der Reiterstatue, der sich zur Mündung des Tejo hin öffnet. Durch den Triumphbogen Arco da Rua Augusta gingen wir dann ein Stück auf der Flaniermeile Rua Augusta, wo sich rechts durch die Nebenstraßen immer wieder ein Blick auf die hoch oben thronende Burg erhaschen ließ. Bis zum Rossio folgten wir der Rua Augusta nicht, sondern ließen uns linkerhand zunächst von einem Bonbonladen, dann von der Toilette beim "Starbucks" und schließlich dem Elevador de Santa Justa anlocken. Warum uns ausgerechnet das "Starbucks"-Klo lockte? Nun ja, wir waren (notgedrungen, weil das Kind mal musste) auf dem "Sexiest WC on Earth" auf der Praça do Comércio, wo wir sage und schreibe €4 pro Nase für die WC-Benutzung zahlen mussten und am Gemeinschaftswaschbecken nichtmal Seife fanden. Sexy war hier gar nichts. Hier empfiehlt es sich, lieber in einem der zahlreichen Cafés entlang des Platzes für das Geld etwas zu trinken und dort das Klo zu nutzen. Voll die Abzocke! Aber zum Glück das einzig Negative in unserem gesamten Aufenthalt in Lissabon!
In der Rua de Santa Justa im Stadtteil Baixa überbrückt der schmiedeeiserne Elevador de Santa Justa aus dem Industriezeitalter des 19.Jahrhunderts sieben Stockwerke an einem der steilsten Hänge Lissabons. Wir gingen zu Fuß über die Seitenstraßen zur Ruine des zwischen 1389 und 1423 errichteten Karmeliterklosters Convento do Carmo im Viertel Chiado. Vom durch das Erdbeben 1755 fast vollständig zerstörten Inneren und dem Dach sind nur noch die ausgeprägten Bögen zwischen den Pfeilern übrig geblieben. War der Himmel zunächst bedeckt, kam nach kurzer Zeit die Sonne (und die Kirchenkatze :) ) heraus und die Ruinen der Igreja do Carmo sahen noch beeindruckender aus.
Auf dem Weg zum Time Out Market, wo wir mit unseren Freunden zum Essen verabredet waren, kamen wir im Stadtviertel Cais do Sodré an der Rua Nova do Carvalho vorbei, die unter dem Namen Pink Street von der New York Times zu einer der 12 beliebtesten Straßen Europas ernannt wurde. Tagsüber ist die Straße jedoch nicht wirklich beeindruckend (aber das war Reno in Nevada auch in keinster Weise...), jedoch soll hier abends in und vor den Kneipen ordentlich was los sein. So war sie einfach nur Pink!
Der Mercado da Ribeira, besser bekannt als Time Out Market, liegt direkt gegenüber des Bahnhofs Cais de Sodré. Die historische Markthalle wurde 1882 eröffnet und ist auch heute noch in einem Flügel ein klassischer Markt für Lebensmittel und Blumen. 2014 wurde die Halle komplett renoviert und beherbergt nun im Westflügel 30 Stände mit gehobener Küche und Streetfood. Wem es in der Halle zu laut und wuselig ist, der kann auch draußen essen, muss dann jedoch bei den jeweiligen Restaurants bestellen und kann sich nicht einfach etwas von unterschiedlichen Ständen holen. wir aßen draußen bei einem klassischen portugiesischen Stand mit Blick auf einen Park mit einem Kinderspielplatz und tollen Kletterbäumen, die nach dem essen natürlich noch von den Kindern erklommen werden mussten.
Zum Abschluss dieses perfekten Lissabon-Besuchs stießen wir mit dem traditionellen portugiesischem Kirschlikör Ginjinha an. Ginjinha ist mehr als nur ein Likör - er ist Teil der portugiesischen Kultur und Lebensart. Besonders in Lissabon ist er ein fester Bestandteil von Festen und Feierlichkeiten und es gibt in der Stadt extra Stände, wo nur er angeboten wird. Am leckersten schmeckt er aus dem Schokobecher!
Am 10.August war unser Kurzurlaub in Lissabon schon wieder vorbei. Leider haben wir es auch an diesem Vormittag nicht mehr geschafft, ein Stück mit der Linie 28 zu fahren; aber sonst haben wir alles gesehen und gemacht, was auf unserer ToDo-Liste stand. Der Frühling war die perfekte Zeit für einen Besuch dieser wunderschönen Stadt, doch hatten wir auch echtes Glück mit dem Wetter, so dass wir sogar einen wunderbaren Strandtag einbauen konnten. Dass Kinder im Alter unserer Tochter dabei waren, machte natürlich auch eine Menge aus. Und die Tatsache, dass unser Freund gebürtiger Lissaboner ist, verschaffte uns natürlich besondere Erlebnisse. Uber erwies sich als entspannteste Art der Fortbewegung, wenn es für die Füße zu weit war und auf dem Lissabonner Flughafen sollten wir noch etwas besonders Kurioses entdecken: Hier gibt es tatsächlich ein Hundeklo mit Kunstrasen und Hydranten in der Mitte...!
Lissabon, es war so schön auch und besonders dank Diogo und Maria!!!