Während mein Mann sich alle Autos anschaute, erfreute ich mich nebenbei an dem wie immer zu solchen Anlässen dezent präsentierten Patriotismus...
Dafür, dass wir zuvor noch nicht einmal wussten, dass der Ort überhaupt existiert, hielten wir uns hier ganz schön lange auf. Da nämlich die Main Street schon für die Parade gesperrt wurde, beschlossen wir, uns einen schattigen Platz zu suchen und in diesem Jahr die Feierlichkeiten mal in eher ländlichem Ambiente mitzuerleben. Schwupps, ein Fähnchen ins Haar gesteckt und wir waren bereit zum Mitfeiern. Prompt kam auch schon ein Lokalpolitiker auf mich zu und machte ordentlich Werbung für sich. Als ich ihm leider gestehen musste, ihn ja gar nicht wählen zu können, hieß er uns dennoch in "seinem" Ort willkommen und machte sich auf zur Eröffnung der Parade. Leider funktionierte die Lautsprecheranlage nicht, so dass wir diesen Independence Day ohne Nationalhymne begehen mussten. Es war eben mal etwas ganz anderes als z.B. die Großveranstaltung in St.Louis 2013...
Nach diesem außerplanmäßigen Aufenthalt, den wir sogleich mit einem kleinen Einkauf im General Store an der Main Street verbanden, setzten wir unsere Reise gut ausgerüstet fort. Feierlich sah es auch in unserem Auto aus:
Immer weiter ging es durch Oregons Farmland, bis wir plötzlich an einer Livestock Controll halten mussten. Als wir die Frage "Do you have any fruits?" verneinten, durften wir direkt weiterfahren. Ich glaube aber, dass der gute Mann uns auch hätte fahren lassen, hätte ich gerade einen Apfel gegessen... Diese Kontrollen gibt es nur, wenn man nach Kalifornien einreist und sonst hätten wir auch gar nicht bemerkt, Oregon verlassen zu haben.
Mit Verlassen Oregons wurde die Landschaft immer flacher und karger. Zwischenzeitlich verließen wir auch wieder Kalifornien und befanden uns für einige Meilen in Nevada. Wegen dieses Hin-und-Hers weiß ich nun auch gar nicht mehr in welchem Staat wir den kuriosen "Schuhbaum" an der Straße entdeckten.
Nach insgesamt 460 km erreichten wir unser heutiges Übernachtungsziel: Die "Donner Lodge" nur wenige Kilometer westlich von Truckee. Die Lodge lag direkt neben dem über 140 ha großen Donner Memorial State Park, der an eine 89-köpfige Auswanderergruppe erinnert, die im Winter 1846/47 auf dem gleichnamigen Pass im Schnee steckenblieb und von denen letztlich nur die Hälfte überlebte. Das Hotel war wirklich ganz schön, mit großem Kamin und kostenlosen Heißgetränken in der Lobby. Im Winter ist es hier bestimmt richtig kuschelig; aber auch richtig voll, da sich die Lodge mitten im Wintersportgebiet Squaw Valley befindet, das 1960 Austragungsort der Olympischen Spiele war. Der nächstgelegene Ort Truckee liegt rund 20 km via Hwy 267 vom Lake Tahoe entfernt. Auf der Hauptstraße von Old Town gibt es viele Shops und Lokale. Hier schlenderten wir ein wenig umher und waren wirklich positiv überrascht von diesem hübschen Städtchen, von dem wir uns eigentlich gar nichts versprochen hatten.
Nach diesem kurzen Bummel fuhren wir nach Incline Village am Lake Tahoe, wo eine alte Westernkulisse, sowie die Original Ponderosa Ranch ( Bonanza ) situiert gewesen sein sollen. Leider sahen wir von beiden nichts... Erschwerend kam hinzu, dass am Feiertag natürlich alle an dem schönen See urlaubten, so dass die Parkplatzsuche ein echtes Problem wurde. Außerdem wurden wegen der Feierlichkeiten bereits die Strandzugänge abgesperrt. Dennoch fanden wir eine Parkmöglichkeit und gingen wenigstens kurz an den See. Da es schon spät war und wir das Feuerwerk über dem Donner Lake nahe der Lodge sehen wollten, beschlossen wir schließlich, erstmal etwas essen zu gehen. So gab es mal wieder lecker Barbecue, dieses Mal in "Smokey's Kitchen".
Als wir "Smokey's Kitchen " verließen, war es schon recht spät und wir mussten uns ganz schön sputen, um noch einen guten Platz zum Feuerwerkgucken zu ergattern. Da an der Straße kein Parkplatz zu kriegen war, fuhren wir auf den komischerweise leeren Parkplatz des Donner Memorial SP. Als wir fragten, ob wir hier parken dürften, ließ uns ein supernetter Ranger gratis direkt zum See durchfahren und gab uns sogar noch Tipps, von wo aus man den besten Blick auf das Feuerwerk hat. Puh, ohne den Ranger wären wir viel zu spät angekommen. Da das Feuerwerk vom gegenüberliegenden Ufer gezündet wurde, konnten wir es zwar in ganzer Pracht sehen, aber wieder keine Nationalhymne oder andere Musikuntermalung hören. Schade, so ein Independence Day ohne Hymne! Aber das Feuerwerk war auch so schön:
Am 05.Juli fuhren wir gleich nach dem Frühstück durch typische Nevada-Landschaft ( felsig, karg und doch so schön ) in die Spielerstadt Reno.
Reno hat uns gar nicht gefallen. Wer zocken will, sollte das doch lieber um einiges stilvoller in Las Vegas tun. Reno war klein und schmuddelig. So früh morgens waren auch nur einige sehr merkwürdige Gestalten unterwegs oder lagen in den Ecken herum. Nee, hier wollten wir nicht länger bleiben und so machte ich nur schnell ein Foto des Reno Arch, bevor wir die Stadt fast fluchtartig verließen. Der Reno Arch, das Symbol der Stadt, wurde 1926 anlässlich der Fertigstellung des Lincoln Hwy errichtet. Er verfügt über 1600 Glühbirnen und befindet sich direkt am Zugang zur Downtown Casino Row, der North Virginia Street. Zum Glück war Reno kein Umweg, sonst hätten wir uns echt geärgert, da die folgenden Orte viel schöner waren...
Nach einem letzten Blick auf Reno, ging es endlich nach Virginia City. Auf diesen Ort hatte ich mich schon besonders gefreut. Doch war die Anfahrt nicht ohne, da das GPS die Route irgendwie nicht kannte und uns permanent zu einer Schotterstraße mit "No trespassing"-Schild lotste. Prompt kam auch schon ein älteres Ehepaar den Berg hinunter gefahren, stoppte und der Opa stapfte wütend auf uns zu und schimpfte, dass das sein Privatweg sei, auf dem sich gerade sogar ein Bus festgefahren hätte. Zumindest das Schimpfen auf das Navi einte uns. Auf Geheiß des zornigen Mannes ging es nun auf richtigem Weg nach Virginia City.
Und dann erreichten wir die Westernstadt schlechthin: Virginia City ! Mit Pferd oder Postkutsche hätte es zwar mehr Stil gehabt, aber die Main Street beeindruckte sogar von einem Kia aus.
Virginia City hat heute noch 3000 Einwohner und liegt inmitten einer Bilderbuch-Wildwest-Landschaft. In der "Liveliest Ghost Town in the West" scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Berühmtester Bewohner der Stadt war Mark Twain, der hier für den "Territorial Enterprise" ( die erste Zeitung Nevadas ) schrieb. Ihren Reichtum hatte die Stadt der Comstock Lode, einer der ergiebigsten Silber- und Goldadern des Westens, zu verdanken. Zum Glück war es bei unserer Ankunft immer noch recht früh, so dass der Ort noch nicht überfüllt war. Die Reisebusse kamen erst später. Bis dahin war es fast wie eine Zeitreise und wir stellten uns vor, wie Hoss, Adam und Little Joe von ihrer Ponderosa aus hier einritten, so wie es in der Serie "Bonanza" war. Virginia City hat uns wirklich gut gefallen. Der Wilde Westen lebt!
Nachdem wir in Virginia City alles weggeguckt hatten, ging es durch die Westernlandschaft 25 km nach Carson City, das seit 1861 die Hauptstadt Nevadas ist. Leider war die Historic Downtown eine einzige Baustelle, weshalb wir gar nicht erst anhielten. Dann führte uns unser Weg nochmal zum Lake Tahoe, wo wir verzweifelt einen kostenlosen Strandzugang suchten. Wir mussten ziemlich lange herumfahren, wobei wir mehrere "Bären-Schilder" sahen.
Schließlich fanden wir endlich eine Möglichkeit bei Talloc am Südufer des Sees, doch war es hier nicht so schön, wie ich es erhofft hatte. Um die schönsten Ecken zu erreichen, muss man aber auch mehr Zeit haben und wir waren ja schon wieder nur auf der Durchreise.
Der etwa 497 km² große Lake Tahoe ( 17 km breit, 31 km lang ) liegt auf der Grenze von Nevada und Kalifornien.
Bis 1862 hieß er zu Ehren des 3. Gouverneurs Kaliforniens John Bigler, noch Lake Bigler. 1862 wurde dann der Name Tahoe ( = "großes Wasser" in der Sprache der Washoe-Indianer ) eingeführt, den er erst seit 1945 offiziell trägt. Der See befindet sich 1920 m hoch in einem Tal zwischen dem Kamm der Sierra Nevada und der Gebirgskette der Carson Range. Im riesigen Oval der Wasseroberfläche spiegeln sich die noch 1200 m höher aufragenden Berge und die wechselnden Farben des Himmels, weshalb der See auch "Lake in the Sky" heißt. Mit einer Tiefe von 501 m ist er auch der zweittiefste See der USA. Sein Wasser ist dabei so rein, dass Fische in ihm keine Nahrung finden. Er wird von 63 kleinen Bach- und Flussläufen gespeist und vom Truckee River entwässert. Die gesamte Rundfahrt um den See ist 115 km lang, wobei die reine Fahrzeit etwa 2 Stunden beträgt. An den Ufern liegen mehrere State Parks, von denen wir den Emerald Bay SP im Südwesten besuchten. Hier boten sich fantastische Ausblicke, von denen die spektakulärsten von der serpentinenartigen Zufahrtstraße zu sehen sind, wo man leider nirgends halten kann. Zudem gibt es hier die einzige Insel des Sees --> Fannette Island.
Übrigens soll hier ähnlich wie Nessie im Loch Ness, ebenfalls ein kryptozoologisches Seeungeheuer namens Tessie leben!
Durch den überfüllten Ort South Lake Tahoe ging es nun weiter nach Placerville an der Kreuzung von US Hwy 50 und CA-49. Placerville war zur Zeit des Goldrausches Zugangstor zu den Minen und wichtiger Versorgungspunkt. Die Stadt war damals besonders verrufen und wurde auch "Hangtown" genannt, da bewaffnete Bürgerwehren schnell und ohne einen ordentlichen Prozess für Ordnung sorgten, indem sie mutmaßliche Gesetzesbrecher am Galgen aufknüpften. Ein netter Ort...
Nach einem kurzen Schaufensterbummel auf der Main Street fuhren wir schließlich zu unserem heutigen Etappenziel Sacramento.
Hier noch einmal eine kurze Übersicht des Tages:
1.) vom Donner Lake nach Reno --> 52 km
2.) von Reno nach Virginia City --> 42 km
3.) von Virginia City nach Carson City --> 25 km
4.) von Carson City via South Lake Tahoe nach Placerville --> 140 km
5.) von Placerville nach Folsom --> 40 km
6.) von Folsom nach Sacramento --> 77 km
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ca. 356 km
Folsom haben wir an diesem Tag links liegen gelassen, da es schon ziemlich spät war und wir ja noch in unserem Hotel einchecken mussten.
Und das Hotel war wirklich sehr schön ! Wir wurden herzlich begrüßt und bezogen ein schönes, geräumiges Zimmer in einem Türmchen. Das Zimmer war eher klassisch eingerichtet, wohingegen Eingangsbereich, Treppenhaus und Frühstücksraum modern gestaltet waren. Dennoch passte alles gut zusammen und wir fühlten uns hier schnell wohl. Das in zartem Rosa gehaltene Marmorbad verfügte über eine große Whirlpool-Badewanne, die ich natürlich noch nutzte...
Sterling Hotel
1300 H Street
Sacramento, CA 95814
Zu Abend aßen wir in der "Old Spaghetti Factory", die wir in den USA schon häufiger gesehen haben; doch nun werden wir dort auch öfter einkehren, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis und dazu noch das Ambiente sind wirklich gut! So gab es zunächst ein noch warmes Weißbrot mit Knoblauchbutter, dann einen leckeren Salat, als Hauptgang Spaghetti mit Meat Sauce und zum Nachtisch noch ein Eis und das alles für nur $ 12,99. Überdies gab es noch Free Refill für Softdrinks und Icetea. Zwar soll man ja mit vollem Bauch nicht ins Wasser gehen, doch musste ich ja wenigstens einmal die Blubberbadewanne testen...
Am 06.Juli frühstückten wir im schönen Frühstücksraum des Hotels, wo jedoch im Gegensatz zu den B&Bs keine Kommunikation mit anderen Gästen zustande kam, da hier augenscheinlich außer uns nur Geschäftsreisende zu sein schienen, die schon beim ersten Kaffee nur mit ihren Laptops beschäftigt waren. Und wir ? Wir freuten uns auf den Besuch von Old Sacramento, dem Historic District am Sacramento River. Wir waren so früh dort, dass noch keine Autos vor den historischen Gebäuden parkten und auch noch keine Touris die hölzernen Gehsteige belagerten. Naja, außer uns natürlich... Und hätten wir dort mal lieber auch nicht geparkt - doch dazu später mehr.
Diese wunderschöne Altstadt ist ein State Historic Park und die größte und schönste über mehrere Blocks gehende "originale" Westernstadt dieser Art. Diese Tatsache ist einer in den 1980er - Jahren ins Leben gerufenen Sanierungsaktion geschuldet, dank der man nun auf Kopfsteinpflaster und hölzernen Gehsteigen an über 100 rekonstruierten historischen Gebäuden vorbeischlendern kann. Der dazugehörende Bahnhof und das Railroad Museum mit Dampfloks und alten Waggons bilden einen sehenswerten Gesamtkomplex.
In Old Sacramento gibt es auch viele schöne Geschäfte, mit zum Teil sehr ausgefallenen Sachen. Wie es sich für Kalifornien gehört, gab es auch einen Laden mit Film-Krimskrams, Blechschildern und Kostümen. So merkten wir gar nicht, wie die Zeit verging und erlebten schließlich eine böse Überraschung: Wir hatten uns so "verbummelt", dass wir vergessen hatten, Geld in die Parkuhr nachzuwerfen. Hätten wir doch bloß im nahen Parkhaus für $ 1,50 je halber Stunde geparkt. Nun hatten wir prompt ein Knöllchen für sage und schreibe $ 42 !!! Um weiteren Ärger zu vermeiden, suchten wir das Rathaus auf, um das Ticket gleich zu bezahlen. Wie auf Ämtern üblich, bekamen wir eine Nummer und mussten nun im Wartebereich warten, bis ein Sachbearbeiter zur Verfügung stand. So bekommt man einen Urlaubstag auch rum...
Natürlich sahen wir uns auch das California State Capitol an. Sacramento ist seit 1854 Hauptstadt Kaliforniens, wurde aber bereits 1838 von dem Schweizer Johann August Sutter als Neu-Helvetien gegründet. Das California State Capitol wurde 1869 - 74 von Miner F. Butler nach dem Washingtoner Vorbild errichtet und gilt als eines der schönsten Gebäude seiner Art in den USA. Es liegt im herrlich angelegten Capitol Park voller subtropischer Vegetation. So wachsen dort auch einige große Orangenbäume, deren reife Früchte einem Mann vor uns fast auf den Kopf geplumpst wären. Auch gibt es in dem schönen Park einige Skulpturen. Auf den gepflegten Rasenflächen machten die Bediensteten gerade Mittagspause, so dass der Park recht belebt war. Gleich nördlich der Grünanlage liegt das schicke Geschäftszentrum der Stadt mit einigen Bauwerken aus dem 19. Jahrhundert. Auch Old Sacramento ist durch eine Fußgängerbrücke unter der I-5 hindurch mit der modernen Downtown verbunden. Die kalifornische Hauptstadt hat uns wirklich gut gefallen.
California State Capitol
1315 10th St
Da wegen Bauarbeiten in Old Sacramento eine Umleitung zu einem "California Automobile Museum" ausgeschildert war, ging bei meinem Mann das Lächeln an und bei mir alle Alarmglocken... Da mussten wir nun wohl hin !? Doch ich muss gestehen, dass mir das von einer "Rentnerclique" wirklich liebevoll gestaltete Museum tatsächlich gefallen hat.
Da wieder Erwartens nach dem Museumsbesuch noch Zeit übrig war, statteten wir auch Folsom noch einen Besuch ab. Der Ort wurde durch Johnny Cashs legendäres Konzert im Gefängnis bekannt. Natürlich fuhren wir zum Folsom Prison, das trotz Museumsbetriebs immer noch als Gefängnis fungiert. Die dementsprechenden Sicherheitsvorkehrungen bereits vor der Zufahrt, das Kamera- und Handtaschenverbot und sowieso mein Reisepass, der leider im Hotel lag, hielten uns von der Besichtigung ab. Außerdem sollte das Ganze auch noch $ 30 p.P. kosten und wir hatten doch gerade das Geld an der Bußgeldstelle abgegeben...
Stattdessen bummelten wir etwas über die Historic Sutter Street im kleinen Stadtkern. Hier war nicht wirklich etwas los, obwohl es einige ganz nette Geschäfte gab. Schnell hatten wir alles gesehen, kehrten auf der Suche nach einem T-Shirt für meinen Johnny Cash-Fan-Papa noch im kleinen Visitor Center ein und fuhren schließlich sogar noch zu den Folsom Premium Outlets, wo es aber auch nur Ramsch gab. Shoppen im Urlaub ist sowieso nicht mein Ding, nur hatte ich auch leider kein T-Shirt für meinen Vater gefunden. Pünktlich zur Abendbrotzeit waren wir wieder im knapp 80 km entfernten Sacramento, wo wir wieder in der "Old Spaghetti Factory" aßen. Auch an diesem Abend wurde die Whirlpool-Badewanne aufgesucht und dann war die "Binnenroute" unserer Reise auch schon vorbei !
Am 07. Juli brachen wir wie immer früh auf, da es heute endlich an die Küste gehen sollte. Über Vallejo und Novato erreichten wir schließlich den Pacific Coast Highway (Hwy 1), der in Kalifornien die CA-1 ist. Von einer hohen Brücke ( Richmond Bridge ) konnten wir sogar einen Blick auf die (wie meistens) wolkenverhangene Golden Gate Bridge erhaschen. Je näher wir der Küste kamen, umso mehr zog es sich zu. Nebel und Wolken hingen an den Bergen fest. Als wir bei Muir Beach einen ersten Blick auf die Küste werfen wollten, war dies kaum möglich. Zudem war es hier sehr windig und empfindlich kalt. Hoffentlich war nun nicht unsere Schönwetterphase vorbei...?
Am Stinson Beach vertraten wir uns ein wenig die Beine, da wir bis hier schon 166 km Fahrzeit hinter uns hatten. An diesem 3 mi langen Sandstrand der halbmondförmigen Bolinas Bay lädt feinster Sand zum Baden ein, doch ließen uns der Wind und die ungewohnte Kälte hier nicht so lange verweilen, geschweige denn ans Baden denken.
Von Stinson Beach verläuft der Highway 1 weitgehend geradlinig an der Bolinas Lagune vorbei durch ein breites Tal, das nichts anderes ist als die berüchtigte San Andreas Verwerfung. Dann ging es auf dem Shoreline Highway weiter bis Olema, wo sich das Bear Valley VC befindet, was wir für eine kleine Pause nutzten. Das Visitor Center ist auch Ausgangspunkt einiger Trails wie z.B. des knapp 1 km langen Earthquake Trails oder des Trails auf den Mount Wittenberg.
Gleich hinter Olema gelangt man nach Point Reyes Station. Hier zweigt der Sir Francis Drake Blvd zum Point Reyes Lighthouse ab, das aber noch in weiter Ferne lag. Die Fahrtstrecke war wunderschön: Da Ebbe war, konnten wir Robben und Seevögel auf Sandbänken direkt von der Straße aus sehen. Zunächst gelangten wir so nach Inverness, wo wir uns tatsächlich im schottischen Hochland wähnten. Mehr zufällig entdeckten wir hinter einer kleinen Bootswerft mit Schrottplatz das Wrack der Point Reyes. Obwohl wir dafür ein Stück über ein "Private Property" mussten ( wo es zum Glück keinen Wachhund gab ), gingen wir zu dem alten Schiff. Da Low Tide war, bekamen wir auch keine nassen Füße und ich dafür diese Fotos:
Weite saftige Wiesen prägen die hügelige Landschaft hinter Inverness, über die sich die kleine Straße zum westlichen Zipfel der nach Süden gebogenen Halbinsel windet. Mit der südlich der Halbinsel gelegenen Drake's Bay vermutet man die Stelle, an der der Freibeuter Sir Francis Drake 1579 mit seinem Schiff "Golden Hind" vor Anker ging und die kalifornische Küste zum englischen Besitz erklärte.
Kurz vor dem Lighthouse geht eine Abzweigung zum Kenneth C. Patrick VC in der Drakes Bay ab, wo es einige geschütztere Strände gibt. Allerdings waren VC und "Drake's Beach Café" geschlossen, obwohl doch eigentlich jetzt Urlaubssaison sein müsste !? Einen heißen Kaffee hätten wir bei dem kalten Wind schon gerne getrunken; so hielten wir es jetzt nicht wirklich lange im kalten, feuchten Grau aus.
Wider Erwartens war die Gegend gar nicht so verlassen, sondern es gab einige Historic Farms, deren große Rinderherden auf den saftigen Wiesen grasten. Dennoch ist Point Reyes einer der größten, weitgehend natürlich gebliebenen Lebensräume entlang der kalifornischen Küste. Allein 430 Vogelarten wurden auf der 16 km in den Pazifik ragenden Halbinsel, deren Küste als Point Reyes National Seashore seit 1962 den Rang eines Nationalparrks innehat, gezählt, was 45 % aller in den USA beheimateten Arten entspricht. Wir sahen prompt eine Rehfamilie, die vor uns über die rumpelige Straße lief.
Schließlich erreichten wir den Parkplatz, von dem der Weg zum Point Reyes Lighthouse führte. Hier konnten wir die Point Reyes National Seashore überblicken, die schnurgerade vor uns lag.
Der Standort von Point Reyes Lighthouse ist der windigste Ort der nordamerikanischen Pazifikküste und hat nach Nantucket die zweithöchste Auftretenswahrscheinlichkeit für Nebel in Nordamerika. Entsprechend windgebeutelt sahen die Bäume am Wegesrand aus. Sie bildeten ein schützendes Dach vor Wind und Feuchtigkeit. Aufgrund dieser Witterungsverhältnisse war diese Gegend ein prädestinierter Ort für die Dreharbeiten des John Carpenter Films "The Fog" (Nebel des Grauens).
Kleiner Exkurs für Cineasten: Die Szenen der fiktiven Stadt Antonio Bay wurden in Point Reyes Station gedreht. Drehort für den Handlungsstrang des Leuchtturms war Point Reyes Lighthouse und für die feierliche Denkmalenthüllung der ersten Siedler ein Restaurant im unmittelbar nahe Point Reyes Station gelegenen Olema.
Nach einem zwar kurzen, durch den scharfen Wind jedoch nicht unanstrengenden Weg erreichten wir den Felsen mit dem Point Reyes Lighthouse. Der Leuchtturm ist erst von der Kuppe einer kleinen Anhöhe aus zu sehen, da er "unter dem Nebel" leuchten soll. Eine 1939 in den Fels gehauene steile Treppe führt direkt zum Leuchtturm. Warum auch immer, war diese Treppe wie schon das Kenneth C. Patrick VC gesperrt. Wenigstens konnten wir das Lighthouse sehen...
Nach diesem wenig erfolgreichen Leuchtturmbesuch stoppten wir noch an einem weiteren Parkplatz, von dem aus man eine kleine historische Lifeboat-Station, sowie einen Elephant Seal Overlook erreichen konnte. Schon nach wenigen Schritten konnten wir das laute Grunzen der großen Bullen hören. An der von hier einzusehenden Bucht war seeelefantenmäßig ganz schön was los:
Nachdem wir nun schon über 200 km gefahren waren, lagen bis zu unserem Übernachtungsziel noch weitere 60 km vor uns. Der Hwy 1 folgte nun der Ostseite der Tomales Bay, wo Austern gezüchtet werden. Deshalb reihen sich Fisch- und Austernrestaurants entlang des Ufers auf.
Im hübschen kleinen Ort Tomales hielten wir kurz am General Store, um uns noch etwas Wein und Snacks für den Abend zu besorgen. Der indische Verkäufer informierte uns erstmal darüber, dass Deutschland im EM-Halbfinale gegen Frankreich verloren hatte. Wussten wir das also auch...!
Von Tomales ging es dann wieder einige Kilometer ins Inland, bis wir nach Jenner und Valley Ford schließlich Bodega erreichten, wo wir uns natürlich auf Alfred Hitchcock's Spuren begaben...
Im noch 9 km entfernten Bodega Bay, unserem heutigen Übernachtungsort, wurde 1963 der Film "Die Vögel" von Alfred Hitchcock gedreht. In den Hauptrollen spielen Rod Taylor und Tippi Hedren, welche sich als Anwalt Mitch Brenner und Millionärstochter Melanie Daniels in einer Zoohandlung in San Francisco kennenlernen. Sie überrascht ihn schließlich mit einem Besuch im Fischerdorf Bodega Bay. Im Film erscheint Bodega Bay wie eine zusammenhängende Kleinstadt, in Wahrheit wurde jedoch an mehreren Orten rund um den Naturhafen Bodega Harbor sowie im Studio gedreht. Die Szenen am Ufer wurden an der Tides Wharf gedreht, etwa 700 m vom Ortszentrum entfernt. Das Tides Wharf Restaurant, in dem die Menschen Schutz vor den angreifenden Vögeln suchen, ist nach zahlreichen Umbauten kaum wiederzuerkennen. Für die Erteilung der Drehgenehmigung soll der damalige Besitzer des Restaurants angeblich drei Bedingungen gestellt haben: 1.) Die Hauptfigur soll wie er "Mitch" heißen. 2.) Der Filmort soll korrekt Bodega Bay heißen. 3.) Er bekommt eine Nebenrolle.
Hitchcocks Team erfüllte alle Forderungen. Am leichtesten zu finden ist das alte Schulhaus "Bodega Bay School" auf dem Hügel. Die Schule in Bodegas Taylor Street heißt in echt "Potter Schoolhouse" und befindet sich heute in Privatbesitz. Das Schulgebäude und die benachbarte katholische "Saint Teresa of Avila"-Church haben sich äußerlich kaum verändert.
Zwar lagen nur 9 km zwischen Bodega und Bodega Bay, doch war es in dem Küstenort gleich gefühlte 10°C kälter. So checkten wir zunächst in unserer heutigen Unterkunft "Bodega Bay Inn" ein. Dieses Haus ist nicht wirklich empfehlenswert. Außenanlage und Eingangsbereich wirkten sehr ungepflegt. Auch der Teppichboden im ganzen Haus machte keinen vertrauenswürdigen Eindruck was Keime und Ähnliches anging. Das hätte es bei Sherry vom wunderschönen C.H.Bailey House nicht gegeben ! Nee, Geschirr und Geräte in der Gemeinschaftsküche wollten wir so auch nicht benutzen. Dann blieb der gute kalifornische Wein eben zu...
Da unsere Bäuchlein knurrten, machten wir uns auf, die Spezialitäten der Region zu probieren. An Lucas' Wharf wurden wir im "Fisheterian"-Imbiss fündig. Wir bestellten BBQ-Austern, Clamchowder und Crabsandwich. Die helle Muschelsuppe war gar nicht meins, auf den eigentlich bestimmt leckeren Austern war Kurkuma oder irgendein anderes fieses Kraut und das wirklich leckere Krebsfleisch-Sandwich hatte sich mein Mann bestellt... Na toll und das auch noch zu gepfefferten Preisen!
Nicht wirklich satt fuhren wir noch ein wenig durch den Ort und um die Bucht herum, wo wir zunächst am Naturhafen hielten. Uih, hier würde ich ja nicht mal einen Fuß reinhalten, wies doch ein Schild darauf hin, dass sich hier eine der weltweit größten Populationen Weißer Haie tummelt.
Auf der anderen Seite der Bucht liegt die Halbinsel Bodega Head, wo sämtliche Szenen um das Anwesen der Familie Brenner aus Hitchcock's "Die Vögel" entstanden, wobei es sich allerdings um temporär errichtete Kulissen handelte. Wir kamen hier nur zufällig aufgrund unseres ziellosen Herumfahrens an und waren ob der sich bietenden Kulisse hocherfreut: Im Licht der schon tiefstehenden Sonne bot sich ein fantastischer Blick auf die zerklüftete Steilküste und eine kleine Bucht mit Sandstrand. Einige Autos standen schon zum Sonnenuntergang-Gucken bereit. Das war aber auch ein romantisches Plätzchen! Leider hatten wir nicht das richtige Schuhwerk an, um auf den Felsen herumzuklettern oder an den kleinen Strand zu gelangen. Naja, ich versuchte es trotzdem...
Irgendwie war das Seafood nicht gut...
Nach einer unruhigen Nacht, kamen wir an diesem 08. Juli nicht so früh los, wie wir es eigentlich vorhatten. Selbst unser karges Frühstückchen wollte nicht so recht drinnen bleiben, wodurch sich die Weiterfahrt verzögerte. Ein Blick aus dem Fenster ließ das Wohlbefinden auch nicht wachsen: Es war schon wieder Grau in Grau. Mmpf! So verließen wir Bodega Bay später als geplant und überfuhren zunächst den Russian River, der seinen Namen nach den russischen Trappern bekam, die die Gegend im frühen 19. Jahrhundert erkundeten. Immer noch mit Grummelbauch erreichten wir Jenner, wo die alte russische Kolonie "Fort Ross" besichtigt werden kann (--> 19 km hinter Jenner ). Ab Jenner schlängelt sich der CA-1N zweispurig an der Steilküste entlang, wobei er einige Male scharf ins Inland einbiegen muss, um die tiefen Canyons zu überwinden, die die Flüsse ins Küstengebirge gefressen haben. Immer wieder kann man von den Haltebuchten am Straßenrand großartige Blicke über die einsame Küstenlinie genießen. Wenn man durch den wabernden Seenebel gucken kann... Auch aus einem auf der Strecke liegenden Besuch des Salt Point State Parks wurde nichts, da wir den Zugang nicht gefunden haben. Peinlich! Allerdings waren wir wegen Wetter, Bauch und überhaupt noch nicht so motiviert zum Suchen. Doch irgendwann ging es bergauf: Der Himmel riss auf und mit dem Blau stiegen Wohlbefinden und Stimmung. Jetzt konnten wir die Ausblicke auf dieser Traumstraße genießen. Die Strände und Buchten sahen schon verlockend aus, doch sollte es in diesem Urlaub nichts mit einem Bad im Pazifik werden. Schilder warnten vor den Gefahren, die sogar bereits am Strand lauerten. Zum Glück war es sowieso zu kalt zum Baden... Und überall standen Tsunami-Hinweise. Es musste ja nicht gerade einer kommen, wenn wir mal da sind...
Unser eigentliches Ziel sollte der Bowling Ball Beach sein. Da dieser nicht offiziell ausgeschildert ist, gestaltete sich auch hier die Suche nach dem Zugang schwieriger als erwartet: Der Trailhead zum Bowling Ball Beach befindet sich am Hwy 1 rund 5 km südlich der kleinen Ortschaft Point Arena ( in etwa beim Meilenstein 11.4 )! Er ist nicht offiziell ausgeschildert, aber die Parkbucht auf der westlichen Seite des Highways mit der großen Aufschrift "Park facing South only" ist dennoch kaum zu verfehlen. Es sei denn, dass vor dem Schild ein SUV parkt, dann muss man nämlich ganz genau gucken... Vom südlichen Ende des Parkplatzes geht es zum Schooner Gulch Beach, wie der gesamte Strandabschnitt hier heißt. Der Weg führte zunächst durch Baumbestand, dann durch blühende Büsche an einem Hügel entlang. Natürlich mussten wir dort hinauf und einen Blick auf den Strand werfen. Und dieser Strand war wirklich schön, nur sah man leider nichts was wie eine Bowling-Kugel aussah... Am Flusszulauf hatte es sich ein Hippie-Pärchen gemütlich gemacht und musizierte mit einer Gitarre. Make Love not War ! Das passte hier gut hin!
Der Schooner Gulch Beach hatte uns schon sehr gut gefallen. Da er aber von Felsen begrenzt war, wollten wir nun natürlich wissen, wie es hinter den Felsen weitergeht. Dafür stapften wir noch einmal auf den rosa blühenden Hügel und gingen etwas weiter, um einen besseren Blick auf den nächsten Strandabschnitt zu haben. Weit weg ließen sich nun Steinkugeln erahnen. Wir hatten also doch noch den Bowling Ball Beach gefunden. Nun mussten wir dort nur noch irgendwie hinkommen. Zunächst gingen wir eine ganze Weile über den Felsrücken, bis es mit einer maroden Hängeleiter hinunter an den Strand ging. Das war eine spannende Sache, doch selbst ich kam heil unten an. Und da lagen sie: die Bowling Balls. Sie bestehen aus verdichtetem Sandstein. Da Wind, Regen und Meerwasser hier fortwährend an der weichen Kante der steilen Klippen nagen, lassen sie immer wieder neue Kugeln auf den Strand purzeln, wo sie dank des harten Untergrunds nicht sofort versinken. Solange uns keine auf den Kopf purzelt...
Von Bodega Bay zum Bowling Ball Beach waren es 95 km. Jetzt machten wir die 100 voll, indem wir noch 5 km bis Point Arena fuhren, wo mein Mann sich erstmal im Grocery Store ein Sandwich belegen ließ, dass wir an der Main Street verzehrten. Den Bäuchen ging es wieder gut... Auf einmal quietschte und ratschte es an der Bordsteinkante: Eine ältere Dame versuchte einzuparken... Die Felgen hatten sehr gelitten und ihrem pelzigen Beifahrer war es sichtlich peinlich...
3 km nördlich von Point Arena links in die Lighthouse Road und dann 4 km geradeaus geht es zum Point Arena Lighthouse ( 45500 Lighthouse Rd, Point Arena, CA 95468 ). Die ein paar Kilometer in den Ozean ragende kleine Landspitze Point Arena ist in mehrfacher Hinsicht ein Endpunkt: 1.) Hier verschwindet die San Andreas-Verwerfung endgültig im Pazifik. 2.) Hier ist der geographisch nahste Punkt der kontinentalen USA an Hawaii. 3.) Hier tauchen die Telekommunikationskabel unter das Meer, die Amerika mit Japan und dem asiatischen Festland verbinden. Der Küstenabschnitt war rau und schön. Auf den Felsen in der tosenden Brandung sonnten sich Robben, Seepalmen waren aufgrund der Low Tide zu sehen und durch Felsbögen spritzte die Gischt. Vor dem blauen Himmel kam auch das spektakulär gelegene Lighthouse besonders gut zur Geltung. Die vier Häuser des inzwischen eingesparten Leuchtturmpersonals kann man ab $ 175 pro Nacht mieten. Das wäre mir aber dann doch zu einsam und gruselig...
Nun lagen noch 58 km bis zum nächsten Ziel des Tages vor uns. Der Ohrwurm setzte sich bereits fest: Es ging nach Mendocino ! Doch zunächst kamen wir noch an dem Grundstück eines Menschen mit ganz viel Langeweile vorbei...
Weiter ging es entlang der charaktervollen Küste des Mendocino County mit ihrem Wechsel von scharfkantigen Klippen, sanft zum Meer abfallenden Wiesen und bewaldeten Hängen, unterbrochen von sichelförmigen Sandstränden. Der nervige Ohrwurm verleitete zu permanentem Summen des Liedes mit dem unsinnigen Text... Je näher wir Mendocino kamen, desto penetranter wurde es. Von einer Haltebucht am Highway konnten wir schließlich einen Blick auf den Ort und seine besondere Lage auf den Klippen werfen. Ausgerechnet hier verlief eine dicke Oberleitung, weshalb ich ein waghalsiges Klettermanöver veranstalten musste, um ein halbwegs vernünftiges Foto zu bekommen. Mendocino ist ein architektonisches Kleinod, da ein Großteil der Gebäude im 19.Jahrhundert aus Redwood errichtet und weiß getüncht wurden, was dem Ort das Flair der Küstendörfer Neuenglands verleiht. Leider hatte sich der Himmel schon wieder zugezogen, weshalb die zarten Farben der Häuser nicht richtig zur Geltung kommen konnten. Die meisten Wohnhäuser besaßen früher einen eigenen kleinen Wasserturm, der mit der Kraft von Windmühlen gefüllt wurde. In einigen Wassertürmen kann man heute sogar übernachten. Überhaupt gibt es hier viele schöne B & Bs, die aber bestimmt alle ausgebucht waren, so voll wie der Ort war. Am nächsten Tag sollte nämlich ein Musikfestival beginnen. Was machten eigentlich die ganzen Leute, wenn sie mal mussten ? Dieses Problem stellte sich mir nämlich zunehmend, da es in dieser eher dünn besiedelten Gegend so gut wie keine Fastfood-Restaurants gibt und auch Tankstellen keine öffentlichen Restrooms haben. In Mendocino gab es einzig im Supermarkt eine Lösung für das kaum noch auszuhaltende Problem. Und wir haben noch nicht mal anstandshalber was gekauft...
Von Mendocino waren es nun nur noch 16 km bis Fort Bragg, wo wir im schönen "North Cliff"-Hotel übernachteten. Zuerst erschraken wir und befürchteten eine schlaflose Nacht, da das Hotel direkt unterhalb des Highways lag. Doch entgegen aller Erwartungen, war es hier erstaunlich ruhig, selbst wenn man die Fenster offen ließ. Zudem war das Zimmer groß und komfortabel. Besonderes Highlight war allerdings die Whirlpoolbadewanne unter dem Fenster. Hier fühlten wir uns ziemlich wohl und hätten es auch noch länger ausgehalten.
Fort Bragg ist die größte Küstenstadt des Mendocino County mit vielen Sägemühlen und Holzverladestationen. Der Skunk Train, der früher Baumstämme transportierte, fährt heute Touristen auf der 65 km langen "Redwood Route" bis nach Willits und zurück. Da er nicht mehr mit Gas betrieben wird wie vor ca. 80 Jahren, stinkt er gar nicht mehr wie ein Skunk.
Biegt man etwa 800 m nördlich des Zentrums links in die Elm Street und fährt bis zum Parkplatz durch, erreicht man nach wenigen Schritten den Glass Beach, wo Müll jetzt eine Attraktion ist. Seit 1949 wurde der gesammelte städtische Hausmüll einfach in den Ozean gekippt. Erst Mitte der 1960er-Jahre wurde eine inländische Müllkippe eingerichtet. Die Unmengen von Altglas wurden im Lauf der Jahre von der steten Arbeit der Gezeiten zerkleinert, geschliffen und an den Strand gespült. Dieser "Restmüll" ist heute etwas so Besonderes, dass er nicht gesammelt werden darf. Obwohl es kalt und diesig war, war der Strand sehr gut besucht. Da mittlerweile High Tide war, war der Strand natürlich nicht sehr weitläufig. Um zu einem abgelegeneren Abschnitt zu gelangen, wo es vermutlich auch noch mehr Glas gegeben hätte, hatten wir mal wieder die falschen Schuhe an, da wir spontan hergefahren waren und eigentlich nur noch etwas Essen gehen wollten. Schade: Bei Sonnenschein hätte das Glas bestimmt wunderschön gefunkelt.
Zum Essen fuhren wir zu "Silver's at the Wharf" in den Hafen. Vom Hotel aus sahen wir den auf der anderen Seite der Brücke liegenden Hafen und wie einige Wagemutige unter der Brücke die Böschung hinunter dorthin kletterten. Aber wollten wir das ? Und dann auch noch im Dunkeln zurück ? Nein ! Außerdem kauften wir nach dem Essen noch Getränke bei "Safeway", wofür wir das Auto ohnehin brauchten. Bei "Silver's" aßen wir Fish Tacos und Fish & Chips. Das Essen war wirklich gut und sollte uns auch nicht wieder quälen...
Wieder im Hotel wunderten wir uns, dass der Balkon ganz nass war, obwohl es doch nicht geregnet hatte. Dann wurde uns klar, dass dies vom dichten Nebel kam. Das war aber auch eine Suppe hier. Ich legte mich noch mit einem Glas kalifornischem Rotwein in die Badewanne, von wo aus ich den in den Hafen zurückkehrenden Fischerbooten zusehen konnte. Und weil er da schon so stilvoll hing, machte ich auch noch den Kamin an. Puh, war das warm und dazu noch der Rotwein... Begleitet vom Tuten des Nebelhorns an der Hafeneinfahrt haben wir in dieser Nacht richtig gut geschlafen!
Am 09.Juli war es so neblig, dass man nichtmal das Hafenbecken direkt vor dem Fenster sehen konnte. Na, das würde ja mal wieder eine Fahrt mit besten Aussichten werden... Zunächst frühstückten wir jedoch noch im Hotel und machten uns dann zur Weiterreise bereit. Immer mit der Hoffnung, dass es doch noch aufreißen würde. 202 km lagen heute vor uns und wir wollten auf der Fahrt schon gerne etwas sehen... Allerdings hatte der Seenebel auch etwas, wie er so zwischen den knorrigen Bäumen über die Straße kroch.
In Nordkalifornien nennt man den US Hwy 101 "Redwood Highway", da er mehrere Redwood-Schutzgebiete durchquert. Nördlich von Fort Bragg führte der Highway 1 jedoch zunächst 50 sehr "vernebelte" Kilometer an der Pazifikküste entlang, um dann nach Osten abzuknicken. Kaum mehr im Binnenland, war auch wieder gute Sicht. Bei Leggett verbindet sich der Highway dann mit der US-101. Hier beginnt Redwood County, das Reich der höchsten Bäume der Welt. Wieder war der Weg das Ziel und wir versuchten, möglichst alles Sehenswerte und Kuriose entlang der Strecke zu entdecken. So fuhren wir zunächst in Leggett mit dem Auto mitten durch die Basis des 96 m hohen Chandelier Tree. Natürlich befindet sich dieser Baum nicht mitten auf der Straße, sondern auf einem Gelände mit Souvenirshop, für dessen Zufahrt ein Entgelt von $ 6 zu entrichten ist. Und obwohl es total sinnlos ist, durch einen Baum zu fahren, haben wir natürlich wie alle anderen hier auch, bezahlt und uns wie die Schnitzel gefreut...
Chandelier Tree
67402 Drive Thru Tree Rd
Nächster Halt war der mächtige Grandfather Tree bei Garberville, dessen Parking Area von einigen geschnitzten Bären gesäumt wird.Überhaupt gibt es Kitsch und Krempel en masse, sowohl in den entsprechenden Giftshops, als auch in den Schnitzereien entlang des Highways. Direkt neben dem Grandfather Tree wartet das One Log House auf Besucher. Steht der Grandfather Tree nur so herum, kann man im One Log House sogar wohnen ! 1946 kam nämlich jemand auf die glorreiche Idee, ein zehn Meter langes Segment eines 2100 Jahre alten Redwoods auszuhöhlen und zu einem Café umzubauen. Heute ist es wie ein kleines Appartement eingerichtet, in das man ( natürlich für einen kleinen Obolus von einem $ 1 )) einen Blick werfen kann.
--> The One Log House
705 US Hwy 101, Garberville, CA 95542
Verlässt man den Hwy 101 an Exit 645 bei Phillipsville und folgt dem Hwy 254 nach Norden, befindet man sich auch schon auf der 31 mi langen Nebenstraße "Avenue of the Giants". Sie führt parallel bis nach Pepperwood, wobei sie auch den Humboldt Redwood SP auf der Westseite durchquert.Vorbei an einigen weiteren Schnitzereien, bei denen mehr Kitsch als Kunst feilgeboten wurde, stoppten wir hier noch kurz am Chimney Tree, bei dem es sich um einen ausgebrannten und somit hohlen Redwood handelt, in den außer uns zur selben Zeit noch eine indische Großfamilie passte. Jetzt habt ihr mal einen Eindruck, wie groß so ein Stamm ist... Mir fiel auf, dass in dieser Gegend viele Suchzettel nach vermissten Hunden aufgehängt waren. Was mochte hier in den großen Wäldern bloß mit den armen Schätzen passiert sein ? Hoffentlich kommen sie doch noch zurück!
Unsere Fahrt auf der Avenue of the Giants wurde stets vom Eel River begleitet, der sich durch den Humboldt Redwood State Park schlängelt und durchaus zum Baden lockte. Doch waren wir ja wegen der hölzernen Giganten hier. In dem 200 km² großen Schutzgebiet des Humboldt Redwood SP wachsen die Sequoia Sempervirens, deren Vorläufer es bereits vor über 140 Millionen Jahren im Jura gab. Der kalifornische Schriftsteller John Steinbeck nannte sie deshalb "Botschafter aus einer anderen Welt". Die Bäume werden mit mehr als 100 m nicht nur extrem hoch, sondern auch uralt. Einzelne Exemplare sind mehr als 2000 Jahre alt. Zwischen den riesigen Bäumen kamen wir uns vor wie Ameisen. Wenn man bedenkt, dass nur 20 %, der hier einst zu findenden Baumriesen vor den Äxten und Sägen der profitgierigen Menschen bewahrt wurden, schämt man sich mal wieder für seine Spezies und kommt sich gleich noch ein bisschen mickriger vor...
Als wir in Lansdale Grove direkt zwischen den fantastischen Bäumen standen, war dieser Moment so ergreifend, dass ich ( mal wieder ) weinen musste. In so grandioser, besonderer Natur weiß ich emotional immer gar nicht so recht wohin. Was diese Riesen alles erzählen könnten...
Die Avenue of the Giants führt direkt zum Visitor Center, wo wir jedoch nicht hielten. Unser nächstes Ziel lag 6 km nördlich des Besucherzentrums beim Meilenstein 20,5. Hier startet der Founders Grove Loop Trail. Auf diesem nur 1 km langen Rundweg bekommt man neben vielen lebendigen Redwoods auch den ehemals größten bekannten Baum des Planeten zu sehen: den Dyerville Giant. Der fast 113 m hohe Redwood stürzte 1991 und wird allmählich von der Natur zersetzt. Doch auch ein erst vor kurzem gestürzter Riesenbaum lag hier herum. Wegen des weichen Holzes war er sogleich in einzelne Bretter zerborsten und sah aus, als hätte ein Holztransporter seine Ladung verloren.
Vor lauter Faszination ( sogar jetzt noch im Nachgang ) hätte ich fast vergessen zu erwähnen, dass wir auch bei Myers Flat noch durch einen Drive Thru Tree gefahren sind. Auch konnte man in diesem kleinen Parcours noch auf einen Baumstamm hinauffahren, was allerdings so spektakulär war, wie Parken an der Bordsteinkante... Sonst gab es noch drollige "Baumhäuser" im wahrsten Wortsinn und einen netten Giftshop mit Restroom...!
Nördlich von Pepperwood mündet die Avenue of the Giants wieder in den Highway 101. Etwa 8 km westlich des Hwy 101 im fruchtbaren Eel River Delta befindet sich der 1852 gegründete Ort Ferndale, der eine der größten Ansammlungen viktorianischer Häuser in Kalifornien aufweist. Konzentriert an der Main Street reihen sich aufwendig verzierte Hausfronten aneinander. Der Ort ist wirklich zauberhaft, aber ganz schön weit vom Schuss. Nachdem wir in unserer Unterkunft eingecheckt hatten, bummelten wir über die Main Street und hielten schon Ausschau nach einem Restaurant fürs Abendessen...
Da wir essenstechnisch in Ferndale nicht so recht fündig wurden, gaben wir die bewährten Lokalitäten ins Navi ein und fuhren kurzentschlossen knapp 32 km nach Eureka, um dort bei "Applebee's" einzukehren. Es gab ein Menü der "2 for $ 25" - Karte, womit man nichts falsch machen kann. Dann begutachteten wir das bekannteste Gebäude der Stadt: Die mit Ornamenten überfrachtete Carson Mansion aus dem Jahr 1885 ( 2nd Street / 143 M Street ). William Carson kam als Goldsucher nach Eureka, machte sein Vermögen jedoch mit einer Sägemühle und dem Holztransport per Schiff und Eisenbahn nach San Francisco. Ende der 1940er-Jahre stand die Villa mit ihren 1500 m² Wohnfläche kurz vor dem Abriss, da der letzte Erbe der Familie nach San Francisco abwanderte und keinen Käufer fand. Letztendlich wurde das Gebäude von einem Bürgerverband gekauft und somit gerettet. Heute befindet sich dort der "Ingomar - Club". Was immer das ist, es wirkte äußerst exklusiv. Die kleine Old Town war ebenfalls recht nett, ging jedoch abrupt in weniger schöne Viertel über. Da gefiel uns das kleinere Ferndale doch besser. Und da fuhren wir auch wieder hin...
Wieder in Ferndale angekommen, betraten wir das meiner Meinung nach schönste viktorianische Gebäude des Ortes: die "Gingerbread Mansion", in der wir bereits am späten Nachmittag eingecheckt hatten. Es ist immer wieder spannend, diese besonderen und geschichtsträchtigen Häuser zu betreten. Hier öffnete uns eine nette ältere Dame, die uns sogleich herumführte und die liebevoll zubereiteten 5 o'clock - Häppchen präsentierte. Jeden Tag gibt es hier Canapées, Küchlein, Gebäck, Tee und Wein. Das sah nicht nur schön aus, sondern war auch sehr lecker, so dass wir uns zügeln mussten, nicht alles alleine wegzunaschen. Unser Zimmer war der "Zipporah"-Room, der den Augen schon einiges abverlangte. Ein wilder Blumenmustermix in Altrosatönen vom Teppich bis zur Zimmerdecke machte meinem Mann schon sehr zu schaffen. Mir gefiel es hingegen recht gut, da es natürlich zum Gesamtambiente des Hauses passte.
Nachdem wir nun also noch bei "Applebee's" waren, setzten wir uns noch in den wunderschönen Garten, wo wir endlich ein Gläschen unseres kalifornischen Rotweins tranken. Kolibris surrten dabei herum und es war sonst herrlich ruhig hier. Zufrieden kletterten wir in unser wirklich hohes, kuscheliges Bett und schliefen wirklich gut. Mit geschlossenen Augen gefiel das Zimmer dann auch meinem Mann....
Auch das Frühstück am nächsten Morgen war sehr lecker, so dass wir diese Unterkunft nur empfehlen können. Vielleicht muss es ja nicht das rosa Zimmer sein....
Gingerbread Mansion Inn
400 Berding St, Ferndale, CA 95536
Am 10.Juli verließen wir nach dem leckeren Frühstück das schöne Ferndale, um uns auf den Weg nach Brookings zu machen. Natürlich wollten wir die 206 Kilometer nicht in eins durchfahren, sondern hatten wieder ein paar Zwischenziele eingeplant, von denen wir Ziel Nummer 1 bereits am Abend zuvor besucht hatten. So fuhren wir bei zum Glück strahlendem Sonnenschein einfach durch Eureka durch und erreichten nach insgesamt 69 Kilometern immer entlang der Küste den hübschen Ort Trinidad. Dieses vormals malerische Fischerstädtchen hat sich mittlerweile zur beliebten Künstlerkolonie entwickelt. Wir parkten am Memorial Lighthouse und stiegen von hier über steile Stufen 62 m hinab zum traumhaften Strandabschnitt unterhalb des Leuchtturms. Ein bisschen mulmig wurde mir, als ich Stimmen hörte, die ständig einen Hund riefen, der augenscheinlich nicht so recht hören wollte. Dieser unerzogene Kerl, war ausgerechnet auch noch jemand aus der Kategorie Kampfhund. Als sie sich endlich mit dem Tier entfernten, stiegen wir das letzte Stück der Holztreppe hinab und befanden uns an einem der schönsten, felsigen Strände, die wir jemals gesehen hatten.
Vom Memorial Lighthouse konnten wir den Hafen des Ortes bereits überblicken und durchaus bestätigen, dass dies wohl einer der schönsten Naturhäfen der gesamten Pazifikküste ist. Wir fuhren im Anschluss direkt dorthin und sahen den Fischern ein wenig zu.
Der große Parkplatz, auf dem wir unser Auto abgestellt hatten, führte uns links zum Hafen und rechts direkt an den Trinidad State Beach. An diesem schönen Strand spazierten wir noch eine ganze Weile entlang. Zum Baden war der Pazifik zu rau, aber laufen konnte man hier in der würzigen Seeluft... Gut, dass wir Eureka an diesem Tag auslassen und so die Zeit hier noch nutzen konnten!
Nach einem schönen Strandspaziergang, den wir durchaus noch weiter hätten ausdehnen können, setzten wir unsere Fahrt durch den Prairie Creek Redwoods State Park fort. Schilder warnten vor den Roosevelt Elk - Kühen, da diese gerade Kälber haben, die sie natürlich verteidigen. Prompt mussten wir wegen einer großen Roosevelt Elk - Herde, die gerade die Straße überqueren wollte, warten. Alle saßen geduldig in ihren Autos, oder stiegen aus, um Fotos zu machen, als plötzlich ein Idiot hupend aus der Schlange ausbrach und durch die Herde fuhr. Nicht nur ich bepöbelte dieses A.... laut. Doch dieser Typ hielt sogar noch an, um breit grinsend zu sagen, dass es doch nur "Deer" ( Wild ) sei. Schade, dass gerade jetzt weder Ranger noch Polizei zugegen waren. Zum Glück erreichten alle Wapitis dennoch sicher die andere Straßenseite.
Von Trinidad bis zum Fern Canyon im Prairie Creek Redwoods SP waren es knapp 41 km, die wir konsequent auf der US - 101 N fuhren. Bei Exit 753 fuhren wir auf den Newton B. Drury Scenic Parkway, der durch den State Park führt. Insgesamt gibt es hier 5 Besucherzentren, von denen das Kuchel VC am Hwy 101 südlich der Ortschaft Orick und direkt am Pazifik gelegen das größte und bedeutendste ist. Hier stoppten wir zwecks obligatorischer Pipipause.
Schließlich fuhren wir vom Newton B. Drudry Scenic Parkway auf die Davison Road, die sich durch gemäßigten Regenwald hinab zum Gold Bluffs Beach am Pazifik windet.Auch der Fern Canyon war an der Einmündung ausgeschildert. 8 Meilen waren es auf größtenteils unasphaltierter, schmaler Schotterpiste, auf der wir sogar noch mehrere nicht gerade kleine Wasserlöcher durchfahren mussten. Gut, dass wir in einem SUV saßen. Am Ende dieser spektakulären Zufahrt stand dann das "Bezahlhäuschen" dieses State Parks. Natürlich zahlt man nach dieser Anreise die $ 8 und fährt nicht einfach so wieder zurück... Doch waren die $ 8 wirklich gut angelegt, da der Fern Canyon ein ganz besonderes Erlebnis war. Allerdings war er absolut kein Geheimtipp mehr: Vom überfüllten Parkplatz am Gold Bluffs Beach ( wo wir notgedrungen in einer Riesenpfütze am Fahrbahnrand parkten ) waren es noch 400 m bis zum Canyoneingang. Achtung: Hier sollte man sich nicht ins Gebüsch schlagen, da vor Zecken gewarnt wurde ! Leider konnten wir die gesamte Fern Canyon Loop nicht gehen, da wegen eines Land Slides eine Treppe gesperrt war, die sonst über die Schlucht zum Strand geführt hätte. Dieser Rundweg wäre vom Trailhead ausgehend insgesamt 3,5 km lang. Hin ginge es entlang des Home Creek am Grund der Schlucht, zurück zum Strand und dann über den James Irvine Trail im Osten des Canyons. So stolzierten wir zunächst durch das Bett des Home Creek, der mit Planken passierbar gemacht wurde. Er verläuft durch eine bis zu 20 m tiefe Schlucht mit umgefallenen , moosbewachsenen Redwoods. Hier im gemäßigten Regenwald des Prairie Creek Redwood SP wachsen wunderschöne Farne wie z.B. "Northern Maidenhair" bzw. "Five-fingered Fern", "Lady Fern", "Wood Fern", "Deer Fern", "Leather Leaf Fern" und "Sword Fern". Ziemlich viele Menschen waren hier, mit zum Teil wahrlich unpassendem Schuhwerk, was noch zu unserem Vorteil werden sollte, da tiefer in der Schlucht ein umgestürzter Baum und schlammiger Boden das Weitergehen erschwerten. Nur mit Wanderschuhen, konnte man hier sicher rüberklettern, weshalb hinter dieser natürlichen Sperre nur noch wenige Menschen unterwegs waren. Ziemlich alleine mit sich und der Natur, wirkte der Canyon nun natürlich noch faszinierender. Kaum zu glauben, dass die Schlucht aber gar nicht natürlichen Ursprungs, sondern das Resultat des Mitte des 19.Jahrhunderts eingesetzten "hydraulic mining"-Verfahrens zum Goldschürfen ist. Die Natur eroberte sich diese "Narbe in der Erde" wieder zurück und hat sie zu diesem besonderen Ort gemacht. Und diese üppig grüne Kulisse diente sogar bereits als Drehort für "Jurassic Park" und "Star Wars".
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